Dr. Goesmann, Niedersachsen: Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich arbeite seit 20 Jahren in der
Allgemeinmedizin und es macht mir immer noch Spaß. Ich finde es wichtig, dies
zu betonen. Trotz all der Widrigkeiten, die wir dem Referat von Herrn Gadomski
entnehmen konnten, machen sicher die meisten von uns ihre Arbeit noch gern. Wir
haben versucht, innerhalb unserer Familie quasi zukunftsgerichtet die
Berufswahl weiterzugeben. Sowohl unsere Kinder als auch sämtliche Nichten und
Neffen haben gesagt: Allgemeinmedizin in der Praxis, das ist uns zu
anstrengend, das machen wir nicht.
Was können wir tun – darüber müssen wir hier ja beschließen –,
um zum einen den Nachwuchs dazu zu bringen, in die Niederlassung zu gehen, und
zum anderen diejenigen, die aus dem System herauszubrechen drohen, wieder einzufangen?
Ich möchte jetzt ausdrücklich nicht als Mitglied der Deutschen Akademie für
Allgemeinmedizin zur Förderung der hausärztlichen Versorgung sprechen – die Anträge
liegen Ihnen vor, sie sprechen für sich –, aber mir ist es wichtig, an dieser
Stelle zu sagen: Wir müssen Nachwuchswerbung unter den Studentinnen und
Studenten betreiben. Mir ist es ein ganz besonderes Anliegen, eine Antwort auf
die Frage zu finden: Wie können wir im Rahmen der Lehre die jungen Leute dafür
gewinnen, dass sie zur Medizin kommen und nicht sagen, das sei zu anstrengend?
Wir müssen sie wegführen von der rein technisch betrachteten Medizin. Wir
müssen sie auch im Sinne des Antrags zur Psychotherapie und zur Psychosomatik
dahin führen, dass sie erkennen: Medizin macht Spaß, wenn wir den ganzen
Menschen behandeln können.
Ein weiterer Punkt, zu dem ich einen Antrag gestellt habe und
der mir wichtig ist, ist folgender. Es gibt inzwischen Ärztinnen und Ärzte, die
ausgebrannt sind. Deshalb haben Herr Gadomski und ich einen Antrag für
Maßnahmen gegen das Burn-out-Syndrom bei Ärztinnen und Ärzten eingebracht. Wir
haben in der Ärztekammer Niedersachsen ein gebündeltes Paket für Kolleginnen
und Kollegen entwickelt, die sich diesem Beruf nicht mehr gewachsen fühlen und
ein Angebot suchen, wie sie mit ihrer Problematik fertig werden können. Wenn
Sie möchten, kann ich das gern näher darlegen. Auf jeden Fall war es sehr
schön, zu sehen, dass das angenommen wurde, dass es eine rege Nachfrage gab und
dass man den Kolleginnen und Kollegen, die im Beruf nicht mehr weiterwussten,
helfen konnte.
Die Ministerin hat es bei der Eröffnungsveranstaltung bereits
erwähnt: Gestern wurde der Berliner Gesundheitspreis an innovative
Versorgungsformen in der Hausarztmedizin verliehen. Es stellte sich heraus:
Kooperation macht Spaß – das hat auch Herr Gadomski gesagt –, Zusammenarbeit
bringt Lust statt Frust. Die Entwicklung neuer Kooperationsformen in der
Medizin scheint mir wichtig zu sein.
Es liegt ein Antrag zu der Frage vor – ich bitte Sie, Ihr
Augenmerk darauf zu richten –: Wie können wir unsere engsten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, wie können wir die Arzthelferinnen dazu bringen, uns in diesen
Kooperationsformen noch besser zu unterstützen? Es scheint mir notwendig, ein
gebündeltes Paket an Maßnahmen zu entwickeln, um Lust statt Frust in den Praxen
zu erzeugen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Frau Goesmann. Als nächster Redner Herr Calles aus Bayern.
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