Vizepräsident Dr. Crusius: Herr Präsident! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
mich einfach aus der Geschichte heraus zum Antrag II-5 äußern. Wir haben schon einmal
erlebt, was dann kommt, wenn flächendeckend Gemeindeschwesternstationen
vorhanden sind. Dann machen wir den Allgemeinmediziner überflüssig. Wenn der
Deutsche Ärztetag dies so beschließt, ist der Allgemeinmediziner begraben.
Da ich das nicht möchte, spreche ich gegen den Antrag II-5,
wohl wissend, dass Rostock und München auf einem Längengrad liegen. Ich sage
ungern etwas gegen Bayern, aber hier muss es sein.
In dem Antrag 5 (neu) ist die Rede von der Betreuung und der
Durchführung einfacher medizinischer Leistungen in hausärztlicher
Verantwortung. Das erweckt bei einem Bundestagsabgeordneten den Eindruck: Wenn
diese Aufgaben der einfachen hausärztlichen Tätigkeiten zu übernehmen sind,
dann gilt das auch für etwas kompliziertere Tätigkeiten. Dann haben wir den
kleinen Allgemeinmediziner, den wir aber nicht haben wollen. Das würde nämlich
die Abspaltung unserer ärztlichen Kompetenz bedeuten.
Wir sollten keine Rückzugsgefechte führen, sondern nach vorn
schauen. An dieser Stelle möchte ich Ihnen zwei Punkte nennen, wie man es
vernünftig tun kann. Die Kassenärztliche Vereinigung in Mecklenburg-Vorpommern
bezahlt bereits Famulaturen für Kolleginnen und Kollegen, die eine Famulatur in
der Allgemeinmedizin machen. Das erfreut sich großer Beliebtheit. Die Studenten
bekommen 100 Euro pro Woche. Das ist vernünftig. Unsere KV finanziert zwei
Lehrstühle für Allgemeinmedizin mit einem Volumen von 400 000 Euro pro
Jahr einschließlich der zusätzlichen Stellen.
Wir haben Werbeveranstaltungen durchgeführt, gerade auch in der
letzten Woche. Darüber wurde in der „Ärzte Zeitung“ berichtet; Crusius im
Kittel und mit einem Glas Bier in der Hand. KV, Kammer, Sozialministerium und
Universitäten haben sich zusammengetan, um die jungen Kolleginnen und Kollegen
für den Beruf zu interessieren. In einer Umfrage haben 40 Prozent der Studenten
im sechsten Semester gesagt, sie könnten sich sehr gut vorstellen, Hausarzt zu
werden, und zwar in Mecklenburg-Vorpommern. Das ist der Weg in die Zukunft,
nicht der, den Nurse Practicioner zu schaffen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Crusius. Als nächste Rednerin Frau Köhler aus Brandenburg,
Vizepräsidentin der dortigen Ärztekammer. Bitte.
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