TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Vormittagssitzung

Dr. Kramer, Westfalen-Lippe:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zu keinem Antrag, sondern möchte etwas Grundsätzliches sagen, nachdem ich fast 30 Jahre als Vertragsärztin tätig bin und in meinem Ärztedasein aus den 70er-Jahren sozialisiert bin und auch noch ein bisschen eine 68erin bin. Ich frage mich immer, warum bei diesem Thema so viel Emotionalität hochkommt und bei mir auch mehr hochkommt als sonst. Was hat sich verändert? Ich habe mich nicht verändert, ich habe mich fortentwickelt. Meine Patienten haben sich nicht verändert, auch sie haben sich fortentwickelt. Und doch hat sich etwas Gravierendes verändert, nämlich unser System. Frau Schmidt ist gestern auch auf das Schwarzer-Peter-Spiel eingegangen. Das Schwarzer-Peter-Spiel endet bei der Arzt-Patient-Beziehung. Sie ist inzwischen so belastet, dass ich finde, hier muss etwas getan werden.

Für mich gibt es folgenden Weg aus dieser Situation: Ich bin kompetent, die Patienten sind kompetent, aber wir wissen auf beiden Seiten nicht, wo der Bedarf ist, was man tun soll, was erwartet wird. Aus meiner Sicht müssen wir mehr auf die Bedarfsanalyse schauen. Für mich geht die Lösung – das ist noch in einem anderen Tagesordnungspunkt abzuhandeln – über die Versorgungsforschung und neue Versorgungskonzepte. Solange wir keine vernünftigen großräumigen Konzepte haben, sondern immer nur klein-klein herumflicken, tun wir das, was die Politik von uns erwartet: Wir nehmen den Schwarzen Peter auf und schauen, ob wir aktuelle Probleme lösen können.

Ich wünsche mir, dass die Themen vor dem Hintergrund einer vernünftigen Versorgungsforschung betrachtet werden, sodass wir anschließend, auf Morbiditätszahlen gestützt, sagen können, was erforderlich ist und was nicht erforderlich ist. Ich möchte nicht mehr der Ausputzer der Politik sein.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Vielen Dank, Frau Kramer. Das war bereits jetzt ein wichtiger Hinweis auf den nächsten Tagesordnungspunkt. Als nächster Redner bitte Herr Kollege Loesch aus Brandenburg.

 

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