Prof. Dr. Kossow, Niedersachsen: Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Wenn Sie
Anregungen dafür haben möchten, wie die ambulante Versorgung sowohl im
Interesse der Patientinnen und Patienten als auch im Interesse der Ärztinnen
und Ärzte verbessert werden kann, empfehle ich Ihnen die Lektüre der
Gesundheitsmonitore 2002 bis 2004 der Bertelsmann Stiftung. Dort finden Sie,
leider auf zu schwacher Zahlenbasis, eine Reihe von Ergebnissen, die aus
Befragungen sowohl von Patientinnen und Patienten als auch von Ärztinnen und
Ärzten resultieren. Diese Befragungsergebnisse erlauben es, eine Reihe von
Oberzielen für die Verbesserung des Systems zu formulieren, wenn man die
Berufszufriedenheit der Fachberufe und Ärzte und die Zufriedenheit der
Patientinnen und Patienten verbessern möchte.
Erstens. Es gibt zu wenig Transparenz, natürlich wegen der
Vertragsvielfalt, die in den letzten Jahren in das Gesundheitssystem eingeführt
worden ist. Für 500 Verträge, die abgeschlossen sind, sind lediglich die
Deckblätter und die Unterschriftsblätter bei der Meldestelle erhältlich, aber
nicht der Inhalt. Hier sind Sie auf das Entgegenkommen eines Vertragspartners
angewiesen, der die Dinge publiziert. Lediglich die spektakulären Großverträge
– Stichwort: Barmer Ersatzkasse/Hausärzteverband – sind sowohl durch Apotheker
als auch durch die Barmer Ersatzkasse als auch durch den Verband in vollem
Wortlaut erhältlich.
Ohne Transparenz ist aber der Wettbewerb ein hohles Ziel, ohne
Transparenz sind auch klare Leistungsabgrenzungen und Verantwortungszuordnungen
nicht durchsetzbar.
Zweitens. Es reicht nicht, Ziele bzw. auch Unterziele und
Detailziele zu formulieren, ohne dass man Verantwortungen klar zuordnet.
Beispielsweise hat der Vorstand der Bundesärztekammer einen solchen Beschluss
zur Verbesserung der Impfrate gefasst: Alle Ärzte sollen das Recht haben, zu
impfen. Richtig wäre es gewesen, einen Beschluss zu fassen, wer kompetent ist,
wie geimpft werden soll, wie kontrolliert wird, wie dafür geworben wird und
welche Kampagnen dafür gestartet werden.
Ohne eine solche saubere Zuordnung von Zielsetzung und
Verantwortung und ohne die Überprüfung, ob man den Zielen gerecht geworden ist,
werden wir keine stressärmere Arbeitsweise und auch keine höhere Zufriedenheit
bei den betroffenen Patientinnen und Patienten erreichen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Kossow. Jetzt Frau Haus aus Nordrhein.
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