Dr. Gitter, Bremen: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag II-2 und meinem
Änderungsantrag 2 a. Ich kann das Anliegen von Frau Goesmann, das sie im
Namen der Deutschen Akademie für Allgemeinmedizin vorträgt, im Grundsatz unterstützen.
Ich möchte allerdings einige Änderungen vorschlagen. Ich wende mich gegen die
Einführung von Pflichtpraktika, wie sie auf Seite 1 des Antrags 2 im dritten
Spiegelstrich erwähnt sind. Wir können unseren Studenten von Pflichtpraktika,
die in einer Pflichtausbeutung enden, genug erzählen. Der Begriff
„Praktikumsangebote“ wäre besser. Ich fände es gut, wenn es subventionierte
Lehrpraxen gäbe, die entsprechende Angebote machen, die, wenn sie gut sind,
entsprechend angenommen werden. Entsprechend sollte die Unterstützung erfolgen.
Sie sollten sich sozusagen dem Lehrwettbewerb stellen.
Außerdem bitte ich darum, auf Seite 2 alles, was nach dem Wort
„garantieren“ kommt, zu streichen. Die Landesärztekammern verfügen ja über eine
eigene Haushaltshoheit. Die Landesärztekammern wissen ganz gut, in welchen Strukturen
solche Maßnahmen unterstützt werden können. Das sollten wir hier nicht
vorschreiben.
Ich habe auch ein Problem mit der Institutionalisierung
solcher Förderprogramme. Herr Kollege Gadomski hat sehr gut aufgezeigt: Eine
weitere aussterbende Rasse sind die niedergelassenen Kinderärzte. Dann müssten
wir auch hier Förderprogramme auflegen. Wenn wir das weiterdenken, kommen wir
zu dem Schluss, dass wir uns der Freiheit der Selbstverwaltung begeben würden, nämlich
selber darüber zu entscheiden, wie die Weiterbildung aussieht.
Natürlich ist es richtig, dass die Weiterbildung bei der
Finanzierung der Krankenhäuser und auch bei der Vergütung der niedergelassenen
Praxen grundsätzlich berücksichtigt werden muss, aber nicht so, dass man
jemanden mit im Boot hat – beispielsweise die Krankenkassen –, den man gar
nicht mitbestimmen lassen möchte.
Es ist für mich widersprüchlich, wenn man einerseits den
freien Beruf hochhält und andererseits die staatliche Reglementierung fordert.
Deshalb bitte ich Sie, das in dieser Form abzulehnen.
Ich wundere mich ein bisschen darüber, dass nicht ein bisschen
schärfer deutlich gemacht wird, wie stark Ressourcen durch die überbordende
staatlich verordnete Bürokratie in den Praxen verschwendet werden. Das ist
geradezu die Steilvorlage für den Tagesordnungspunkt „Versorgungsforschung“.
Wenn dadurch mehr Zahlenmaterial auf den Tisch käme – dieses gibt es schon,
aber wir brauchen noch viel mehr –, wodurch deutlich würde, wie sehr durch die
Kosten für die Bürokratie Mängel in der Patientenversorgung entstehen, weil
dort das Geld fehlt, würde ich das extrem begrüßen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Gitter. Jetzt bitte Herr Kötzle aus Nordrhein, zugleich Vorsitzender
des Hausärzteverbands, wie ich ja wohl sagen darf. Das stimmt ja.
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