Dr. Baumgärtner, Baden-Württemberg: Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich möchte an das anschließen,
was Herr Emminger vorgetragen hat. Es ist schön, dass wir jedes Jahr
zusammenkommen, dass wir Beschlüsse fassen, dass wir diskutieren. Aber die
entscheidenden Dinge gehen an uns vorbei. Das haben Sie bemerkt, als die
Ministerin ihre Rede gehalten hat. Die Situation in den Praxen und in den
Kliniken wird immer schlechter. Wir machen seit 30 Jahren immer dasselbe und
die Situation wird immer schlechter.
(Beifall)
Wir haben keine Konzepte. Ich habe vor ein paar Tagen in der
„Welt“ gelesen, dass die Kammern abgeschafft werden sollen. Wir wissen, dass
die Politik die Kassenärztlichen Vereinigungen abschaffen möchte. Wir waren bei
der Diskussion und der Entstehung des Präventionsgesetzes nicht dabei. Wir sind
in der Rürup-Kommission nicht vertreten. Wir sind politisch ein Nichts. Wir
sind bei den Diskussionen überhaupt nicht dabei.
Im System geben die Kassen und zum Teil auch die
Kapitalgesellschaften den Ton an. In dieser Situation befinden wir Ärzte uns.
Wenn wir hier diskutieren, sind wir innerärztlich zerstritten. Es fehlt uns die
Betroffenheit hinsichtlich der Probleme der jeweiligen anderen Fachgruppe. Das
beste Beispiel waren die Ausführungen von Herrn Kötzle. Er hat gesagt, dass der
tolle Barmer-Vertrag überhaupt nicht gegen die Fachärzte gerichtet ist. Dieser
Vertrag einigt uns aber nicht. Sie haben als Partner die Apotheker und sonst
niemanden. Das ist doch kein Vertrag, der die Ärzte einigt!
(Beifall)
Die Situation im ambulanten Bereich geht alle etwas an, auch
die Kliniker. Wir müssen den ambulanten Bereich auch als Zukunftsoption für die
klinisch tätigen Kollegen erhalten. Ich will Ihnen einmal schildern, wie die
Situation im ambulanten Bereich aussieht, was die Interessenvertretung durch
die KV noch bedeutet. Wenn Sie heute ins SGB V hineinschreiben, dass wir in den
Praxen ein Bild des geliebten Professors Lauterbach aufhängen müssen und der
Vertragsarzt sich jeden Tag, bevor er seine Praxis beginnt, davor verneigen
muss, dann müssen Sie das tun und die KVen müssen das auch noch prüfen! Das ist
die Situation im SGB V.
(Heiterkeit – Beifall)
Die finanzielle Situation ist folgende: Die Arztminute ist mit
77,9 Cent kalkuliert. Wir erreichen das aber gar nicht. Das sind 46 Euro pro
Stunde. Fragen Sie einmal Ihren Elektriker oder sonst einen Handwerker, ob der
Meister für 46 Euro zu Ihnen kommt. Wir erreichen die 77,9 Cent überhaupt
nicht, weil wir den Abschlag von 30 Prozent an die Krankenkassen haben. Dagegen
tun wir nichts!
Herr Präsident, Ihre Rede hat mir – wie immer – sehr gut
gefallen. Wir sollten einmal einen Ärztetag durchführen, auf dem wir das
grundsätzliche strukturelle Problem diskutieren. Wir müssen über unsere
Uneinigkeit diskutieren und festlegen, was wir wollen. Wir müssen definieren,
wie wir uns die zukünftige Versorgung der Patienten vorstellen, wie wir
politikfähig werden und wie wir als niedergelassene Ärzte und als Klinikärzte
Marktmacht erreichen können. Das sollten wir tun. So lautet mein Vorschlag.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Baumgärtner. Jetzt Herr Kollege Mayer aus Bayern.
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