TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Vormittagssitzung

Dr. Mayer, Bayern:
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zum Antrag 1 des Vorstands. Wenn mir noch Zeit bleibt, möchte ich einige Worte zum Antrag 5 sagen, der wieder eingebracht worden ist. Insbesondere möchte ich etwas ausführen zur Arbeitszeit und zur Bürokratie bei den niedergelassenen Ärzten. Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich etwas persönlich werde, aber ich glaube, nur so kann man einer breiten Öffentlichkeit vermitteln, wie glückhaft die Tätigkeit als niedergelassener Arzt sein kann.

Am 31. März 2003 musste ich nach 38-jähriger Tätigkeit meine vertragsärztliche Tätigkeit aufgrund der 68er-Regelung beenden. Ich habe schon einmal einen Ärztemangel miterlebt, und zwar Anfang der 70er-Jahre, als junge Kollegen kaum zu gewinnen waren, aufs Land zu gehen. Die Arbeitsbelastung – allerdings nicht durch die Bürokratie, sondern durch die Vielzahl der Patienten – war stark.

Heute vertrete ich meinen ehemaligen Praxispartner und Nachfolger. Ich erlebe den ärztlichen Beruf unter völlig neuen Aspekten. Ich konnte mir nie vorstellen, dass die ärztliche Tätigkeit so glückhaft erlebt werden kann, wie in diesen Tagen. Warum? Ich habe keine so große Arbeitsbelastung. Früher war der Sonntag perdu, weil der Montag drohte.

Heute habe ich auch keine finanziellen Sorgen. Es ist glückhaft, zu erleben, wie man ohne finanzielle Belastung und ohne große Arbeitsbelastung den Arztberuf ausüben kann. Ich glaube, das sollte jeder verinnerlichen. Das sollte man auch der Öffentlichkeit klar machen, welche Potenziale hier schlummern.

Ich bin nach einem solchen arbeitsreichen Tag frischer als zuvor. Ich bin, wie die jungen Leute heute sagen würden, geradezu high.

Noch ein kurzes Wort zum Antrag 5, der nach den Wortmeldungen einiger fachärztlicher Kollegen wieder reanimiert worden ist. Ich bin sehr glücklich, dass dieser Antrag wieder aufgelebt ist, vor allem auf Intervention von Facharztkollegen. Meine Damen und Herren, tut sich hier nicht eine neue Ära auf? Haben wir endlich verstanden, dass Einigkeit stark macht?

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Mayer. Als nächster Redner Herr Professor Seeber aus Sachsen-Anhalt.

 

© 2005, Bundesärztekammer.