TOP II: Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Vormittagssitzung

Dr. Biedendieck, Westfalen-Lippe:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag 5 ist sicherlich problematisch und zweischneidig. Man kann ihn gewiss als Gefahr der Auslagerung aus den Praxen sehen. Für mich stellt sich die Situation eher umgekehrt dar. Alles, was im Antrag 5 gefordert wird, bringt doch nur das in meine Praxis zurück, was längst weg ist. Wer macht denn heute die Betreuung der chronisch Kranken bei den Diabetikern, die Blutzuckermessungen, die Versorgung von Ulzera? Das sind längst die häuslichen Pflegedienste. Sie kommen mit den roten Bögen jeden Tag in die Praxis. Es ist also längst ausgelagert.

Wenn meine Frau, die in einer etwas anderen Gewichtsklasse kämpft als ich, Patienten im Diabetesprogramm schult, kommt manchmal mehr dabei heraus, als wenn ich das tue. Das sind Dinge, die ich in meiner Praxis halten will. Ich wehre mich dagegen, wenn auf DMP-Bögen steht: Diätberatung durch die Krankenkasse. Alle diese Dinge will ich in meiner Praxis halten. Ich fordere den Vorstand der Bundesärztekammer auf, diese Möglichkeiten für uns zu schaffen.

Herr Kollege Hermann, ich freue mich, wenn ich am Montagmorgen wieder in die Praxis komme. Es macht mir Spaß, verdammt noch mal! Ich mache seit 22 Jahren nichts anderes: Ich freue mich morgens, wenn meine Patienten im Wartezimmer sitzen und ich ihnen Dinge liefern kann, die sie von mir haben wollen.

(Beifall)

Natürlich sind die Bedingungen bescheiden geworden. Natürlich ärgere ich mich darüber. Aber ich ärgere mich auch über den Querulanten, der mir morgens um 11 Uhr die Sprechstunde vermiest, genauso wie über irgendeine Abrechnung. Bitte schön, lassen wir uns doch den Spaß an unserem Beruf nicht versauen!

(Beifall)

Wir haben nichts anderes gelernt. Wir tun es gern, es macht Spaß, es macht uns eine Riesenfreude. Fordern wir doch unsere jungen Kollegen auf, auch unter bescheidenen Bedingungen bitte schön diesen Beruf, der schön ist, der gut ist und der Spaß macht, zu ergreifen. Oder wollen Sie die etwa alle vergraulen? So kann es doch nicht gehen!

Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank. Jetzt eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung von Herrn Professor Mau aus Berlin.

 

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