TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

2. Tag: Mittwoch, 4. Mai 2005 Nachmittagssitzung

Dr. Calles, Bayern:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zunächst zum Antrag 1 b, einem Änderungsantrag zum Vorstandsantrag. Es geht um die Bitte, wenn wir jetzt schon nicht über die Finanzierung sprechen, die letzten drei Abschnitte des Antrags zu streichen. Vielleicht kann sich der Vorstand als Antragsteller dazu durchringen, das selbst zu tun. Dann müssten wir darüber gar nicht abstimmen.

Nunmehr spreche ich zum Antrag 2. Ich möchte nur darauf hinweisen, wie weit wir in der Diktion bereits sind. In der Begründung dieses Antrags heißt es:

Solide und validierte Daten wären die Sicherstellung der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bisher habe ich immer gedacht, die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung werde durch eine ausreichende Anzahl engagierter Ärzte gewährleistet, nicht durch eventuell solide Daten.

(Beifall)

Bei den Referenten und auch im Vorfeld ist mir aufgefallen, dass immer wieder darauf hingewiesen wird, welchen Einfluss unsere Ergebnisse der Versorgungsforschung doch auf die Politik und die Politiker haben müssen. Glauben wir das wirklich ernsthaft? Oder ist das eine relativ naive Auffassung? Uns allen ist doch bekannt, dass der Umgang der Politiker mit der Realität und der Wahrheit – ich will es vorsichtig ausdrücken – tabulos ist. Das haben wir gestern wieder erlebt.

Ich möchte einige Beispiele aus der Vergangenheit nennen, bei denen es ganz interessant wäre, einmal nachzuprüfen, was geschehen wäre, wenn wir bereits damals die Versorgungsforschung gehabt hätten. Der ehemalige Arbeitsminister Blüm hat über Jahrzehnte hinweg die Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung gesehen. Er hat jedes Jahr neue solide, valide Daten erhalten. Die Schwierigkeiten waren seit Jahrzehnten absehbar und die Politik hat nichts, aber auch gar nichts dagegen getan.

Vor zehn, 15 Jahren kam die große Problematik zwischen ambulanter und stationärer Versorgung auf. Es hieß: ambulant vor stationär, das Geld muss der Leistung folgen. Was ist passiert? 20, 30 Prozent der Leistungen aus dem Krankenhaus gingen in den ambulanten Bereich. Was aber ist mit den Finanzen geschehen? Im ambulanten Bereich wurden sie prozentual abgewertet, obwohl dort die Mehrarbeit geleistet wurde. Im Krankenhaus, wo die Arbeit abnahm, wurde das in anderer Weise ersetzt.

Schönen Dank. Leider ist meine Redezeit abgelaufen und ich werde mich noch einmal zu Wort melden.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Calles. Der nächste Redner ist Herr Jonitz. Bitte schön.

 

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