TOP III: Förderung der Versorgungsforschung durch die Bundesärztekammer

3. Tag: Donnerstag, 5. Mai 2005 Vormittagssitzung

Kötzle, Nordrhein:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich bin noch ganz beeindruckt von der gestrigen feurigen Rede von Herrn Montgomery, der ein Plädoyer für die Versorgungsforschung gehalten hat. Aber ich glaube, das ist nicht das Problem, das uns beschäftigt. Ich glaube, wir alle sind für die Versorgungsforschung, weil die Epidemiologie bei uns mit Sicherheit nicht ausreichend ist. Wir brauchen genauere Daten. Hier besteht überhaupt kein Dissens.

Die Frage, die zu stellen ist, lautet: Ist das, was uns bisher als Konzept für die Versorgungsforschung vorgelegt wurde, ausreichend und beschlussfähig? Da habe ich meine Zweifel, dass wir auf der Basis dessen, was uns vorgelegt wurde, einen Beschluss fassen sollten.

Die Versorgungsrealität in unserem Lande sieht so aus, dass etwa 94 Prozent der Versorgung im ambulanten Bereich stattfinden. Hier ist die Frage zu stellen, ob die Versorgungsforschung, die staatsunabhängig ist, den ambulanten Bereich entsprechend berücksichtigt. Hier geht es auch keineswegs um die Differenzierung zwischen hausärztlicher und fachärztlicher Versorgung. Die Zusammensetzung des Arbeitskreises scheint mir die eben erwähnten Relationen nicht widerzuspiegeln. Wir haben die Forderung erhoben, dass dieser Arbeitskreis zumindest paritätisch zusammengesetzt sein muss, damit der ambulante Bereich entsprechend berücksichtigt wird.

Als initiale Themenfelder für eine erste Konkretisierung des Förderprojekts werden genannt: die Implementierung von Leitlinien in den ärztlichen Alltag, der Einfluss der Ökonomisierung der stationären und ambulanten ärztlichen Leistung auf die Patientenversorgung und die Freiheit der ärztlichen Tätigkeit sowie der Arztfaktor. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob dies ein Konzept ist, das ausreicht. Meiner Meinung nach reicht es nicht aus. Wir sind gegenwärtig hinsichtlich der Versorgung im niedergelassenen Bereich vor allem mit der steigenden Lebenserwartung und der Multimorbidität beschäftigt, selbstverständlich in Verbindung mit der Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Wir alle leben im Rahmen bestimmter Bedingungen. Das kommt mir bisher zu kurz. Hier wurde gefordert, die Wahrheit auf den Tisch zu legen. Dazu gehört auch eine Analyse, wo unser Gesundheitswesen bisher vielleicht nicht ökonomisch gewesen ist, ohne dass man deshalb eine Verringerung der Qualität befürchten müsste.

Diese Fragen werden durch das vorgelegte Konzept meiner Meinung nach nicht ausreichend beantwortet. Auch die Finanzierung ist nicht sichergestellt. Deshalb bin ich dafür, den Antrag 6 zu unterstützen, dieses Konzept an den Vorstand zu überweisen, damit später ein diese Fragen berücksichtigendes Konzept vorgelegt wird. Ich meine, es ist zu früh, jetzt darüber zu entscheiden.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Danke schön, Herr Kötzle. Jetzt bitte Frau Kollegin Lux aus Bayern.

 

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