Dr. Baumgärtner, Baden-Württemberg: Liebe
Kolleginnen und liebe Kollegen! Ich denke, die größte Gefahr besteht darin,
dass der EBM statt der GOÄ übernommen wird. Das sollten wir uns heute sehr
deutlich machen. Das bedeutet nicht nur, dass es eine Ungleichheit zwischen
Klinik und Praxis bei der Bezahlung gibt, sondern beispielsweise auch, dass der
EBM nicht betriebswirtschaftlich kalkuliert ist. Ich weiß nicht, ob Ihnen
bekannt ist, dass der EBM als betriebswirtschaftlich kalkuliert angelegt wurde,
aber als man festgestellt hat, wie hoch die Vergütung wird, wenn man es
betriebswirtschaftlich kalkuliert, sind die einzelnen Punkte im EBM sukzessive
gesenkt worden, und zwar um circa 20 Prozent. Heute ist also das, was Sie im
ambulanten Bereich bezahlt bekommen, schon um 20 Prozent gesenkt. Das ist in
den Verhandlungen mit den Krankenkassen so gelaufen.
Damit komme ich auf die Arztminute zu sprechen. Sind wir mit
77,9 Cent pro Minute vernünftig bezahlt? Ich habe neulich für einen
Elektromonteur 46 Euro pro Stunde bezahlt. Wenn Sie eine EDV-Firma zu sich nach
Hause kommen lassen, sind Sie für eine Stunde 150 bis 200 Euro los.
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Das ist aber
günstig!
Dr. Baumgärtner, Baden-Württemberg: Die
Fahrtkosten waren nicht sehr hoch. Diese 77,9 Cent sind eine Hausnummer, die
für uns zu niedrig kalkuliert ist. Damit kann man keine Praxis betreiben.
In einigen Krankenhäusern sind die Pfleger mit 81 Cent pro
Minute kalkuliert. Ich sage noch einmal: Wir bekommen pro Minute 77,9 Cent.
Neben diesen finanziellen Dingen ist ein entscheidender Punkt
die Frage der Plausibilität. Wir haben es mit dem EBM geschafft, dass wir uns
als freier Beruf einer Plausibilitätsprüfung auf der Basis von
Kalkulationszeiten unterwerfen. Man nimmt irgendeine Kalkulationszeit, um eine
Gebührenordnungsposition zu kalkulieren, und im Rahmen der
Plausibilitätsprüfung wird darauf geachtet, ob das auch eingehalten wird. Ich
denke, das ist die größte Falle, in die wir getappt sind. Kein Handwerker wird
sich, wenn er eine Leistung aufgrund von Zeiten kalkuliert hat, daran messen
lassen. Er ist ein guter Handwerker, wenn er einen Pauschalpreis vereinbart hat
und der Monteur die Leistung schneller erbracht hat. Wenn ein Arzt das macht,
ist er ein Krimineller.
(Vereinzelt Beifall)
Das ist die Problematik, vor der wir im Augenblick stehen. Ich
kann nur davor warnen, das zu übernehmen. Wir werden damit kriminalisiert. Ich
bitte darum, alles zu tun, damit der EBM nicht als Ersatz für die GOÄ genommen
wird.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank
für den eindringlichen Hinweis. Damit ist die Relation deutlich geworden und es
ist klar, dass es um die GOÄ geht und nicht um den EBM.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich darf fragen, ob
die Herren Referenten ein Schlusswort haben möchten. Möchte Herr Möhrle
beispielsweise auf die Fragen von Herrn Ruebsam-Simon antworten? – Bitte schön,
Herr Möhrle.
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