Dr. Kühn, Baden-Württemberg: Herr Präsident!
Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur bescheiden darauf hinweisen, dass die
wahrscheinlich weitaus am häufigsten auftretenden Verstöße gegen die
Patientensicherheit durch die pharmakologische Therapie entstehen, zum Teil
durch nicht vorhandene Erfahrung, zum Teil aber auch durch Vernachlässigung der
bereits vorhandenen Erfahrungen. Dabei gilt, dass bei Anwendung neu
herausgekommener Medikamente – das wäre noch präzise zu erforschen – die
Wahrscheinlichkeit einer gravierenden Medikamentennebenwirkung um das Zwei- bis
Dreifache höher ist als bei bekannten Medikamenten.
Der Hausarzt unterliegt vielen Zwängen. Einerseits wird ihm
über Zeitungen, Zeitschriften und Pharmavertreter mitgeteilt, dass er, wenn er
keine neuen Medikamente einsetzt, vielleicht von gestern ist und nicht auf dem
gegenwärtigen Stand des Therapieniveaus ist.
Das geschieht manchmal auch durch das „Deutsche Ärzteblatt“.
Ich fand dort Ende des letzten Jahres einen werbenden Artikel hinsichtlich
eines Cox-2-Hemmers, nachdem Vioxx gerade zurückgezogen werden musste. Wenn der
Hausarzt gegen die Intention der Empfehlungen der Klinik verstößt, gerät er
auch in Schwierigkeiten, wobei die Kliniken ihrerseits unstreitig durch die Pharmaindustrie
beeinflusst sind.
Ein verdeckter oder offener Einfluss der Pharmaindustrie
erfolgt leider – das muss ganz klar gesagt werden – nicht selten zum Schaden
der Patienten. Ich denke, das muss hier anklingen, weil nicht nur operative
Verfahren die Patientensicherheit erheblich beeinträchtigen.
Ich danke Ihnen.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön,
Herr Kühn. Als nächster Redner bitte Herr Schüller, Vizepräsident der
Ärztekammer Nordrhein.
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