TOP VIII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

4. Tag: Freitag, 6. Mai 2005

Dr. Holzborn, Nordrhein:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist eher unglücklich, dass wir dieses Thema hier nur kurz anreißen können. Es wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, den Antrag 30 und die Anträge der nordrheinischen Delegierten genau zu lesen und die dort aufgezeigten Bedingungen zu hinterfragen.

Eine Bemerkung zu Herrn Gilliar. Ich finde Ihr Anliegen gut. Allerdings erlebe ich immer wieder: Kaum wird etwas eingeführt, schon kommen Verbesserungsvorschläge, was man alles machen könnte, zum Teil schon vor der Einführung. Im Moment befinden wir uns ja wohl noch in der Diskussion darüber, ob wir die elektronische Gesundheitskarte in dieser Form haben wollen und ob sie sein muss.

Ich glaube, wir werden nicht darum herumkommen, eine solche Karte in irgendeiner Form einzusetzen. Wenn ich mir anschaue, wie dieses Medium Telematik, wie die Themen Elektronik, vernetzte Praxen usw. gehandhabt werden, habe ich Bedenken. Bei Toll Collect gehen mittlerweile 20 Prozent der Einnahmen für Verwaltung und Betrieb des Systems drauf. Das wird bei uns mit Sicherheit nicht anders sein. Bei Toll Collect sind nur 10 Prozent der Überwachungsgeräte scharf geschaltet. Wären alle Geräte scharf geschaltet, wäre die Datenflut so groß, dass sie nicht bearbeitet werden kann. Das gilt für 100 000 LKWs pro Tag. Das soll mit vielen Millionen Patientenkontakten funktionieren? Glauben Sie denn wirklich, Oma Koslowski aus Duisburg-Marxloh, die ja so behände mit dem Geldautomaten und mit dem Fahrkartenautomaten umgehen kann, schafft es, ihre Daten auf der Karte zu sichern? Das möchte ich neben vielen anderen Dingen erst einmal erklärt bekommen.

Bitte bejahen Sie das nicht vorbehaltlos. Es wird uns eine Menge Ärger bringen, es wird uns vor allen Dingen eine Menge Geld kosten. Wenn es richtig ist, dass die Industrie nur darauf wartet, dass wir als Versuchskaninchen diese Geschichte weltweit exportierbar machen, dann haben wir die Kosten am Hals, aber keinen Nutzen davon.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe:
Schönen Dank, Herr Holzborn. Nun Herr Kollege Ruebsam-Simon.

 

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