Wir kommen jetzt zu den Anträgen VIII-70 und VIII-70 a.
Es geht um die Privatisierung von Universitätskliniken und gegen die weitere
Privatisierung von Kliniken in öffentlicher Trägerschaft.
(Zuruf: Vorstandsüberweisung!)
Der Antrag 70 a beantragt, den ersten Absatz des Antrags 70
genauer zu formulieren. Wenn ich die Stimme richtig erkannt habe, hat Herr
Rohde aus Nordrhein Vorstandsüberweisung beantragt.
Gibt es Wortmeldungen? – Bitte, Frau Krause-Girth.
Prof. Dr. Krause-Girth, Hessen: Sehr geehrter
Herr Präsident! Liebe Damen und Herren! Ich bitte um Annahme des Antrags. Das
wäre mir lieber als die
Überweisung an den Vorstand, auch wenn dies ebenfalls eine gute Sache wäre und
der Antrag positiv gewürdigt würde. Ich glaube, es ist wichtig und ein kleines,
aber wirksames Mittel, dass dieser Ärztetag eine deutliche Stellungnahme gegen
die weitere Privatisierung von Kliniken, vor allen Dingen Universitätskliniken,
und Überführung in Kliniken mit profitorientierter Trägerschaft abgibt. Wir
sollten den betroffenen Kollegen und den Patienten gegenüber unsere Solidarität
bekunden.
Wir haben zwar im Augenblick noch keine klaren Daten, die
belegen, wie viel schlechter die Versorgung in solchen nach Profitinteressen
geführten Kliniken ist, aber aus anderen Ländern liegen derartige Daten vor.
Wir wissen, dass die Risiken sehr viel größer sind als die Chancen. Von daher
bitte ich darum, diesen Antrag zu befürworten.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank.
Ich sehe das auch sehr skeptisch und sage das auch immer öffentlich. Wir können
erkennen, dass solche Betreiber es genauso machen wie Fußballvereine, die hochvermögend
sind: Sie kaufen Spieler ein, nicht damit sie bei ihnen spielen, sondern damit
sie nicht woanders spielen können. Das machen beispielsweise auch
Eishockeyvereine. Diese Usance ist auch bei Krankenhausträgern eingerissen. Sie
kaufen Krankenhäuser auf und jeder meint, die Krankenhäuser werden dann auf
betriebswirtschaftlich gute Weise geführt. In Wirklichkeit wird ihre Anzahl
dezimiert. Das, was übrig bleibt, bringt dann kräftig Profit. Das ist keine
Daseinsvorsorge mehr, sondern das ist eine Angelegenheit des Wettbewerbs, die
auf Dauer schief gehen muss.
(Beifall)
Wir kommen also zur Abstimmung über den Antrag 70
einschließlich des Antrags 70 a. Wird der Überweisungsantrag
aufrechterhalten? – Ja. Wer möchte den Antrag überweisen? – Wer ist dagegen? –
Das ist die Mehrheit. Dann frage ich: Wer möchte den Antrag befürworten? – Wer
ist dagegen? – Einige. Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit deutlicher
Mehrheit angenommen.
(Zuruf)
– Bitte, Herr Emminger, zur Geschäftsordnung, Herr Kunze auch.
Aber bitte nicht gleichzeitig; nur wenn Sie dasselbe sagen und dabei singen.
(Heiterkeit)
Dr. Emminger, Bayern: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mit großer Begeisterung dem vorhergehenden
Antrag zugestimmt. Dennoch beantrage ich die zweite Lesung des Antrags 22
(neu), denn in diesem Antrag steht im Prinzip dasselbe, nur mit anderen Worten
formuliert. Diesen Antrag haben Sie vorhin an den Vorstand überwiesen. Das mag
Ihr gutes Recht sein, aber formal gesehen sollten Sie sich überlegen, ob Sie
dem Antrag 22 (neu) nicht doch noch zustimmen.
Danke.
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