Dr. Scherf, Hamburg: Auch ich möchte danken,
besonders Herrn Dr. Friebel für die historisierende, reizende, luftige und
unterhaltsame Einführung. Die Rede von Herrn Professor Hoppe empfand ich nun
bereits zum siebten Mal als den jährlichen Multivitamincocktail, i.v. verpasst.
Hier kann man sich aufbauen und einmal im Jahr gesundheitspolitische Vernunft
vernehmen in der Öde dessen, was als verwirrende Information ansonsten in die
Welt gesetzt wird.
Wir haben in der letzten Zeit viel plakative Politprosa
gelesen. Am schönsten und am kürzesten war: "Duo fatal - Ulla und Karl".
Ich möchte das ganz kurz poetischer machen. Alle fünf Jahre
kann ein Gedicht verarbeitet werden. Das letzte Mal war es in Köln; damals
stammte der Text von Erich Kästner. Ich bediene mich jetzt bei Heinrich Heine.
Wir haben heute Morgen am Heinrich-Heine-Platz getagt. In diesem Jahr wird
seines 150. Todestages gedacht.
Der Text lautet folgendermaßen:
Nachtgedanken
Denk ich an Ulla in
der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und wuterfüllte Tränen fließen.
Die Jahre sollen
schnell vergehn,
Dass solch' Minist'rin ich muss sehn,
Sieben Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst nach mehr mir kein Verlangen.
Nach Abgang mein
Verlangen wächst.
Nicht hat die Ulla mich behext,
Ich zeig die Schulter ihr, die kalte,
Dass sie uns so nicht mehr verwalte.
Die Ministerin hat uns
nicht lieb,
In den Gesetzen, die sie schrieb,
Sehn wir, dass sie nur um sich zittert,
Das Arztherz ist ganz tief erschüttert.
Die Ulla liegt uns
stets im Sinn.
Sieben lange Jahre flossen hin,
Sieben Jahre sind verflossen,
Wir haben sie nicht ins Herz geschlossen.
Hat Deutschland ewigen
Bestand?
Es war mal kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.
Nach Deutschland
lechzt ich wieder mehr,
Wenn dort die Ulla nicht mehr wär;
Das Gesundheitswesen kann verderben,
Manch alter Mensch wird früher sterben.
Seit ich Ulla vor
Augen hab,
Wie vieles sank seither ins Grab,
Was ich geschätzt - wenn ich es zähle,
So will verbluten mir die Seele.
Betracht ich Ullas
Fehlerzahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Fehler
Auf meine Brust. Oh, deutscher Wähler
Zu spät dir die
Erkenntnis bricht
Ans trübe deutsche Tageslicht;
Ein Weib regiert, dem Einsicht ist verborgen,
Wer lächelt fort uns unsere Sorgen?
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Scherf. - Als nächster Redner Herr Calles aus Bayern. Bitte schön.
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