TOP I: Patientenversorgung in Deutschland - Rahmenbedingungen ärztlicher Berufsausübung

1. Tag: Dienstag, 23. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Dr. Scherf, Hamburg: Auch ich möchte danken, besonders Herrn Dr. Friebel für die historisierende, reizende, luftige und unterhaltsame Einführung. Die Rede von Herrn Professor Hoppe empfand ich nun bereits zum siebten Mal als den jährlichen Multivitamincocktail, i.v. verpasst. Hier kann man sich aufbauen und einmal im Jahr gesundheitspolitische Vernunft vernehmen in der Öde dessen, was als verwirrende Information ansonsten in die Welt gesetzt wird.

Wir haben in der letzten Zeit viel plakative Politprosa gelesen. Am schönsten und am kürzesten war: "Duo fatal - Ulla und Karl".

Ich möchte das ganz kurz poetischer machen. Alle fünf Jahre kann ein Gedicht verarbeitet werden. Das letzte Mal war es in Köln; damals stammte der Text von Erich Kästner. Ich bediene mich jetzt bei Heinrich Heine. Wir haben heute Morgen am Heinrich-Heine-Platz getagt. In diesem Jahr wird seines 150. Todestages gedacht.

Der Text lautet folgendermaßen:

Nachtgedanken

Denk ich an Ulla in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und wuterfüllte Tränen fließen.

Die Jahre sollen schnell vergehn,
Dass solch' Minist'rin ich muss sehn,
Sieben Jahre sind schon hingegangen;
Es wächst nach mehr mir kein Verlangen.

Nach Abgang mein Verlangen wächst.
Nicht hat die Ulla mich behext,
Ich zeig die Schulter ihr, die kalte,
Dass sie uns so nicht mehr verwalte.

Die Ministerin hat uns nicht lieb,
In den Gesetzen, die sie schrieb,
Sehn wir, dass sie nur um sich zittert,
Das Arztherz ist ganz tief erschüttert.

Die Ulla liegt uns stets im Sinn.
Sieben lange Jahre flossen hin,
Sieben Jahre sind verflossen,
Wir haben sie nicht ins Herz geschlossen.

Hat Deutschland ewigen Bestand?
Es war mal kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden
Werd ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich wieder mehr,
Wenn dort die Ulla nicht mehr wär;
Das Gesundheitswesen kann verderben,
Manch alter Mensch wird früher sterben.

Seit ich Ulla vor Augen hab,
Wie vieles sank seither ins Grab,
Was ich geschätzt - wenn ich es zähle,
So will verbluten mir die Seele.

Betracht ich Ullas Fehlerzahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist, als wälzten sich die Fehler
Auf meine Brust. Oh, deutscher Wähler

Zu spät dir die Erkenntnis bricht
Ans trübe deutsche Tageslicht;
Ein Weib regiert, dem Einsicht ist verborgen,
Wer lächelt fort uns unsere Sorgen?

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Scherf. - Als nächster Redner Herr Calles aus Bayern. Bitte schön.

© 2006, Bundesärztekammer.