Dr. Munte, Bayern: Herr Präsident! Wertes
Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eines war heute Morgen sehr
deutlich: An Intelligenz, an ärztlicher Intelligenz fehlt es uns nicht. Wir
müssen allerdings feststellen, dass andere die Kraft und die Macht haben, gute
Ideen intelligent umzusetzen, was aber manchmal, weil die Intelligenz nicht
ausreichend gefragt worden ist, ohne Intelligenz geschieht. Wir haben halt
immer wieder Defizite. Wenn ich erleben muss, dass der Gesetzgeber mit dem
Vertragsarztänderungsgesetz eingreift und uns die Berufsordnung aus der Hand
schlägt, weil wir die (Muster-)Berufsordnung nicht bundeseinheitlich umsetzen,
kann ich nur sagen: Hier liegt ein Mangel in unserer eigenen Organisation vor.
Man sollte wissen, dass wir hier aufpassen müssen.
Ein Mangel in unserer eigenen Organisation besteht auch darin,
dass immer noch 80 Prozent der Kollegenschaft im ambulanten Bereich in
Einzelpraxen arbeiten, dass die Kooperationen nicht gefördert worden sind,
sondern von unseren eigenen Funktionären, von unseren eigenen Kammern und KVen
über Jahrzehnte hinweg sogar behindert worden sind. Auch hier liegen Fehler und
Mängel vor, an deren Beseitigung wir schnellstens arbeiten müssen. Wir haben
die Erkenntnisse, aber wir müssen sie auch umsetzen. Aber auch die Kooperation
zwischen den Organisationen, zwischen PKV und GKV, zwischen dem ambulanten und
dem stationären Bereich fehlt vollkommen. Wir müssen feststellen, dass die
Mammographie im ambulanten Bereich in der Qualitätssicherung für die
Ärzteschaft maximal umgesetzt worden ist, dass aber die privatärztliche
Tätigkeit der Kollegen, die ich in Bayern rausgeschmissen habe, weiterhin möglich
ist. Mittlerweile tauchen Patienten auf, die deswegen Krebs bekommen haben,
weil sie nicht entsprechend behandelt worden sind.
Wir haben auch den Mangel, dass die Kollegenschaft, die schlecht
ist, weil sie herausgeprüft worden ist, nicht gemeldet werden kann. Sie kann
also weiterarbeiten, ohne dass die Kammer das weiß. Die Kammer meldet es nicht
an uns, wenn diesbezügliche Fehler vorhanden sind. Ich habe einen
entsprechenden Antrag gestellt, um diese Situation zu verbessern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir verschreiben uns in die
Pleite. Wenn wir nicht aufpassen - eben wurde bereits ein Beispiel genannt -,
wird die Pharmaindustrie mit ihren Marketingmaßnahmen weiter an Boden gewinnen
und unsere Honorare im ambulanten Bereich gefährden. Hier muss etwas geschehen.
Hier muss neben der Nutzenbewertung auch die Kostenbewertung ins IQiG
einbezogen werden. Der Gesetzgeber muss hier handeln, der Bundesausschuss
ebenso. Als einziges Land in Europa leisten wir es uns, keine Positivliste zu
haben. Auch das ist unerträglich. Auch hier muss etwas geschehen. Ich bitte den
Ärztetag, die entsprechenden Anträge positiv zu bescheiden. Auch wir in
Deutschland brauchen eine Positivliste.
Danke schön.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Herr Munte. Aber Sie wissen sicher ganz genau, dass wir seit 1992 eine
Positivliste fordern. Wir haben damals - das werde ich nicht vergessen - auf
dem Sonderärztetag im Kölner Gürzenich diese Forderung zum ersten Mal erhoben.
Als nächster Redner bitte Herr Privatdozent Dr. Scholz aus
Hessen.
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