TOP I: Patientenversorgung in Deutschland - Rahmenbedingungen ärztlicher Berufsausübung

1. Tag: Dienstag, 23. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Dr. Mayer, Bayern: Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein Thema ansprechen, das Herr Professor Hoppe bei seinem brillanten Referat heute Vormittag schon angesprochen hat, das aber heute Nachmittag noch nicht in der Diskussion war. Es betrifft die Kolleginnen und Kollegen, die 65 Jahre und älter sind. Es besteht ja die Absicht, dass die so genannte 68er-Regelung, die besagt, dass man mit 68 Jahren seine Kassenzulassung verliert, aufgehoben wird. Herr Professor Hoppe, ich glaube, das wird nichts bringen. Diese Kollegen sind längst in die innere Emigration gegangen. Ich kannte sehr gut einen Kollegen, der am 31. März, nachdem das Quartalsende eingetreten war und er 65 Jahre alt geworden war, schlagartig seine kassenärztliche Tätigkeit beendet hat, obwohl er seine Praxis nicht mehr hatte verkaufen können, weil er auf dem Lande gelebt hat.

Wenn wir uns etwas mit den berufsständischen Versorgungswerken beschäftigen, wissen wir, dass immer mehr Kollegen bereits vor dem 65. Lebensjahr ihren Beruf aufgeben, weil sie nicht mehr in der Lage sind, den Anforderungen der Bürokratie zu genügen. Es wurde bereits darauf hingewiesen, in welchem Zielkonflikt sich die Ärzte allgemein befinden, die älteren Kollegen im Besonderen.

Ich selbst habe meine Praxistätigkeit mit 68 Jahren beenden müssen. Ich habe anschließend - wie Sie wissen, kann man das dann noch tun - mit 68 Jahren meinen ehemaligen Praxispartner vertreten. Ich habe meinen Beruf neu kennen gelernt. Mit großer Begeisterung mache ich diese Praxisvertretungen. Ich bin freigestellt vom EBM, ich bin freigestellt von lästigen Rundschreiben der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Patienten sind zufrieden, das Praxispersonal ist zufrieden, ich bin zufrieden und der vertretene Kollege auch, weil er einen freien Tag hat.

Die Jüngeren wissen gar nicht, wie schön dieser Beruf sein könnte, wenn diese verdammte Bürokratie nicht wäre!

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. Trotzdem kann man diese Regelung aufgeben; es kann ja auch mal wieder besser werden. - Der nächste Redner ist Herr Dr. Albers aus Berlin. Bitte.

© 2006, Bundesärztekammer.