Dr. Massing, Westfalen-Lippe: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Sartorius als Hauptredner und auch die
Korreferenten haben naturgemäß diese Stigmatisierung aus der Sicht des
Klinikers und aus der Sicht von Institutionen gesehen, Frau Bunte eben auch.
Das ist gar kein Vorwurf. Umso mehr bedanke ich mich bei Herrn Sartorius und
bei Herrn Remschmidt dafür, dass sie zweimal - summiert - den Hausarzt erwähnt
haben, hier spezifisch den Allgemeinarzt.
Der psychisch Kranke - nehmen wir einmal diesen Oberbegriff -
ist ein sehr flüchtiges Wesen. Er kontaktiert den Arzt der ersten ärztlichen
Linie häufiger als andere primär, meistens mit einer somatischen
Eintrittskarte, verdeckt. Ich hoffe, dass wir alle diese Fälle aufdecken
können. Beim Hausarzt besteht die erste Möglichkeit, sozusagen bevor das Kind
in den Brunnen gefallen ist, eine Stigmatisierung zu verhindern. Es tauchen
Erkrankungen auf, die noch gar keine klinische Benennung haben. Eine Neurose in
statu nascendi kann überhaupt nur vom Hausarzt erlebt werden. Ein Kliniker
erlebt so etwas nicht, wenn es noch keine klinische Benennung gibt.
Deswegen bin ich umso dankbarer, dass gesagt wurde, dass die
Allgemeinärzte von enormer Wichtigkeit sind. Das hat Herr Sartorius ausgeführt.
- Wird das mitgeschrieben? - Ich sehe ein Nicken beim Herrn Protokollanten.
Herr Sartorius, Sie haben auch gesagt, dass eine
Verhaltensänderung beim medizinischen Personal eintreten müsse. Sagen Sie das
bitte auch den Konstrukteuren unseres EBM. Wir hatten früher einmal die Ziffern
801 und 825, auch für die Hausärzte. Das ist reduziert worden, rudimentiert worden
auf die Ziffer 03313, die orientierende Erhebung des psychopathologischen
Status. Eine Behandlungsnummer gibt es überhaupt nicht mehr.
Wenn wir aber eine Verhaltensänderung fordern, dann wollen wir
diese auch beim eigenen medizinischen Personal. Herr Präsident, ich lege es
Ihnen ans Herz, darüber einmal mit Herrn Köhler zu reden, weil wir auch da
diese Verhaltensänderung erwarten.
Herzlichen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Massing. - Als nächster Redner bitte der Vizepräsident der
Ärztekammer Nordrhein, Herr Kollege Schüller.
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