TOP II: Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen: Gegen Stigmatisierung - Für Stärkung der ärztlichen Psychotherapie

2. Tag: Mittwoch, 24. Mai 2006 Vormittagssitzung

Dr. Handrock, Berlin: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Keiner im Saal wird den Ausführungen, die wir heute über das Problem Stigma gehört haben, widersprechen wollen, auch Herr Munte mit Sicherheit nicht. Niemand will unsere psychiatrisch tätigen Kolleginnen und Kollegen stigmatisieren. Das Problem ist ein doppeltes. Zum einen geht es um das Problem Stigmatisierung, zum anderen um die Finanzierung. Ich muss den bayerischen Kollegen völlig Recht geben. Als gebranntes Kind aus Berlin kann ich nur sagen: Wenn wir für die Behandlung psychischer Erkrankungen zusätzliche Mittel einstellen, werden diese Mittel - das haben wir in Berlin erlebt - den anderen Fachärzten einfach abgezogen. Wir haben dafür 30 Millionen Euro bezahlt. Ich denke, das können wir uns nicht bieten lassen.

(Beifall)

Hier wird das zusätzliche Morbiditätsrisiko, das Frau Braun schon sehr zutreffend beschrieben hat, beispielsweise durch die Arbeitslosigkeit, uns angelastet und wir müssen zusätzliche Arbeit für etwas leisten, was wir nicht verursacht haben. Das ist nicht einzusehen.

(Beifall)

Aus den Erfahrungen, die wir in Berlin gesammelt haben, kann ich dem Antrag von Herrn Munte sehr viel abgewinnen. Vielleicht lässt sich der Antragstext durch zwei oder drei semantische Änderungen für alle erträglich machen. Wir laufen dem Glaubenssatz der Politiker hinterher, die immer erklären: Es kann nicht mehr Geld ins System. Das ist Unsinn. Schauen wir uns doch auf dem grauen Markt der Medizin um, wo Milliarden mit Dingen umgesetzt werden, die völlig unsinnig sind. Ich denke, wir sollten da nicht nachgeben.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön. Wir sagen dazu immer "zweiter Gesundheitsmarkt", weil es ja auch luzide ist. - Als nächster Redner bitte Herr Munte aus Bayern.

© 2006, Bundesärztekammer.