Dr. Handrock, Berlin: Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Keiner im Saal wird
den Ausführungen, die wir heute über das Problem Stigma gehört haben, widersprechen
wollen, auch Herr Munte mit Sicherheit nicht. Niemand will unsere psychiatrisch
tätigen Kolleginnen und Kollegen stigmatisieren. Das Problem ist ein doppeltes.
Zum einen geht es um das Problem Stigmatisierung, zum anderen um die Finanzierung.
Ich muss den bayerischen Kollegen völlig Recht geben. Als gebranntes Kind aus
Berlin kann ich nur sagen: Wenn wir für die Behandlung psychischer Erkrankungen
zusätzliche Mittel einstellen, werden diese Mittel - das haben wir in Berlin
erlebt - den anderen Fachärzten einfach abgezogen. Wir haben dafür
30 Millionen Euro bezahlt. Ich denke, das können wir uns nicht bieten
lassen.
(Beifall)
Hier wird das zusätzliche Morbiditätsrisiko, das Frau Braun
schon sehr zutreffend beschrieben hat, beispielsweise durch die Arbeitslosigkeit,
uns angelastet und wir müssen zusätzliche Arbeit für etwas leisten, was wir
nicht verursacht haben. Das ist nicht einzusehen.
(Beifall)
Aus den Erfahrungen, die wir in Berlin gesammelt haben, kann
ich dem Antrag von Herrn Munte sehr viel abgewinnen. Vielleicht lässt sich der
Antragstext durch zwei oder drei semantische Änderungen für alle erträglich
machen. Wir laufen dem Glaubenssatz der Politiker hinterher, die immer
erklären: Es kann nicht mehr Geld ins System. Das ist Unsinn. Schauen wir uns
doch auf dem grauen Markt der Medizin um, wo Milliarden mit Dingen umgesetzt
werden, die völlig unsinnig sind. Ich denke, wir sollten da nicht nachgeben.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön.
Wir sagen dazu immer "zweiter Gesundheitsmarkt", weil es ja auch luzide ist. -
Als nächster Redner bitte Herr Munte aus Bayern.
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