TOP II: Behandlung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen: Gegen Stigmatisierung - Für Stärkung der ärztlichen Psychotherapie

2. Tag: Mittwoch, 24. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Dr. Stephan, Rheinland-Pfalz: Frau Vizepräsidentin! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Ich spreche hier als Psychiater und Arzt für Psychotherapeutische Medizin. Ich erlebe seit einigen Jahren seit dem Psychotherapeutengesetz und der Zulassung der Psychologischen Psychotherapeuten, dass die Psychotherapie vermehrt mit den Psychotherapeuten verknüpft wird, die keine Ärzte sind. Sie werden aus dem ärztlichen Bereich heraus immer weiter vergessen. Ich erlebe nicht nur bei der Bevölkerung, sondern vor allem auch bei Kolleginnen und Kollegen, dass, wenn von Psychotherapie die Rede ist, sehr häufig direkt an die Psychologen gedacht wird und nicht mehr an die Ärzte.

Sosehr ich auch die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten schätze: Die ärztliche Psychotherapie ist integraler Bestandteil dessen, was alle Ärzte tun. Von daher ist es wichtig, diese nicht zu vergessen. Wir als Psychotherapeuten ärztlicher Herkunft behandeln einerseits seelische Störungen, wir behandeln auch psychosomatische Störungen, wir behandeln auch körperliche Störungen und Erkrankungen, bei denen die Psyche eine große Rolle spielt.

Gerade bei den körperlichen Erkrankungen ist es sehr wichtig, dass gerade das somatische Verständnis vorhanden ist. Das haben wir als Ärzte grundlegend. Das kann kein anderer Berufsstand uns gleichtun.

Von daher halte ich es für ganz wichtig, dass die ärztliche Psychotherapie weiter gestärkt wird, gerade in Bezug auf die psychosomatischen Störungen, auf die somatoformen Störungen, die ja nicht nur beim Hausarzt, sondern bei allen Ärzten eine sehr große Rolle spielen, die eine sehr große Chronifizierungsneigung haben, wenn sie nicht frühzeitig behandelt werden.

Ich wünsche mir, dass das bei allen Ärzten frühzeitig bedacht wird, damit nicht weiterhin geschieht, dass Patienten zu mir kommen und sagen: Bei mir hat man nichts gefunden und mein Arzt weiß auch nicht mehr weiter.

Danke.

(Beifall)

Vizepräsidentin Dr. Goesmann: Danke, Herr Kollege Stephan. Sie haben damit das Referat von Frau Bühren eindeutig unterstützt. - Ich darf jetzt Frau Dr. Roth-Sackenheim, ebenfalls aus Rheinland-Pfalz, ans Mikrofon bitten.

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