TOP VII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

3. Tag: Donnerstag, 25. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Hesse, Bayern: Ich möchte kurz zum Antrag 28 Stellung nehmen. Ich bin selber Klinikarzt, habe also mit dem Haifischbecken der IGeL-Leistungen gar nichts zu tun. Das, was Herr Rütz gesagt hat, waren sehr eindrucksvolle Einwände. Ich habe sehr aufmerksam zugehört. Eines hat mir nicht so gut gefallen, nämlich seine Aussage, über eine missbräuchliche Anwendung der IGeL-Leistungen sollte man erst gar nicht diskutieren.

Ich möchte das hier schon diskutiert haben. Wir müssen selbstkritisch mit solchen Dingen umgehen. Verdecken und vertuschen irgendwelcher Dinge hat überhaupt keinen Sinn. Das ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Man sollte auch Selbstkritik üben können.

Frau Professor Braun hat gesagt: Es gibt eine Entwicklung, die wir zu registrieren haben, aber wir müssen uns nicht aus lauter Ethik mit dieser Entwicklung auseinander setzen. Das geht in die Richtung dessen, was Herr Professor Hoppe bei der Eröffnungsveranstaltung gesagt hat, nämlich dass wir uns an dem ethischen Nasenring durch die Arena ziehen lassen. Das sollten wir bei den individuellen Gesundheitsleistungen nicht mit uns machen lassen.

Es gibt offenkundig Leistungen, die sinnvoll und notwendig sind, bei denen die Patienten auch zahlen wollen. Diese Leistungen sollen auch angeboten werden.

Zum Erklärungsnotstand meine ich: Das ist ein bisschen missverständlich ausgedrückt. Es ist vielen Patienten oft nicht ganz klar - auch meiner Frau nicht, die keine Ärztin ist -, warum man für die eine Leistung zahlen muss, während für die andere Leistung die Krankenkasse aufkommt. Dem kann man durch eine einfache Erklärung begegnen. Deshalb die Anregung einer Positivliste. Eine Positivliste bedeutet ja nicht, dass alles, was dort nicht aufgeführt ist, negativ zu bewerten ist, sondern dass sich die Patienten darauf verlassen können, dass sie, wenn sie zum Arzt gehen und solche Leistungen angeboten bekommen, keiner Abzocke unterliegen, sondern dass dies tatsächlich zu ihrem Besten wäre. So möchte ich das verstanden wissen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön. - Als nächste Rednerin Frau Haus aus Nordrhein.

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