Hesse, Bayern: Ich möchte kurz zum Antrag 28
Stellung nehmen. Ich bin selber Klinikarzt, habe also mit dem Haifischbecken
der IGeL-Leistungen gar nichts zu tun. Das, was Herr Rütz gesagt hat, waren
sehr eindrucksvolle Einwände. Ich habe sehr aufmerksam zugehört. Eines hat mir nicht
so gut gefallen, nämlich seine Aussage, über eine missbräuchliche Anwendung der
IGeL-Leistungen sollte man erst gar nicht diskutieren.
Ich möchte das hier schon diskutiert haben. Wir müssen
selbstkritisch mit solchen Dingen umgehen. Verdecken und vertuschen
irgendwelcher Dinge hat überhaupt keinen Sinn. Das ist heutzutage nicht mehr
zeitgemäß. Man sollte auch Selbstkritik üben können.
Frau Professor Braun hat gesagt: Es gibt eine Entwicklung, die
wir zu registrieren haben, aber wir müssen uns nicht aus lauter Ethik mit
dieser Entwicklung auseinander setzen. Das geht in die Richtung dessen, was
Herr Professor Hoppe bei der Eröffnungsveranstaltung gesagt hat, nämlich dass
wir uns an dem ethischen Nasenring durch die Arena ziehen lassen. Das sollten
wir bei den individuellen Gesundheitsleistungen nicht mit uns machen lassen.
Es gibt offenkundig Leistungen, die sinnvoll und notwendig
sind, bei denen die Patienten auch zahlen wollen. Diese Leistungen sollen auch
angeboten werden.
Zum Erklärungsnotstand meine ich: Das ist ein bisschen
missverständlich ausgedrückt. Es ist vielen Patienten oft nicht ganz klar -
auch meiner Frau nicht, die keine Ärztin ist -, warum man für die eine Leistung
zahlen muss, während für die andere Leistung die Krankenkasse aufkommt. Dem
kann man durch eine einfache Erklärung begegnen. Deshalb die Anregung einer
Positivliste. Eine Positivliste bedeutet ja nicht, dass alles, was dort nicht
aufgeführt ist, negativ zu bewerten ist, sondern dass sich die Patienten darauf
verlassen können, dass sie, wenn sie zum Arzt gehen und solche Leistungen
angeboten bekommen, keiner Abzocke unterliegen, sondern dass dies tatsächlich
zu ihrem Besten wäre. So möchte ich das verstanden wissen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön.
- Als nächste Rednerin Frau Haus aus Nordrhein.
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