TOP VII: Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer

3. Tag: Donnerstag, 25. Mai 2006 Nachmittagssitzung

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Nun kommen wir zum Antrag VII-51, ebenfalls von Herrn Professor Leupold:

Der Deutsche Ärztetag fordert die zuständigen Länderministerien auf, die notwendigen Rechtsbestimmungen zu erlassen, dass in Gemeinschaftseinrichtungen . nur Kinder aufgenommen werden dürfen, die einen vollständigen Impfstatus . vorweisen können .

Das gibt es ja auch in einigen Ländern. - Gibt es dazu eine Diskussion? - Bitte, Herr Hesse aus Bayern.

Hesse, Bayern: Ich möchte gegen diesen Begriff des informed consent angehen und den Antrag unterstützen. Wie wollen Sie von einem zwei- und dreijährigen Kind einen informed consent erwarten? Wir müssen ganz klar feststellen, dass ein Kind nicht das persönliche Eigentum von Eltern ist und auch nicht das Objekt irgendwelcher Planvorstellungen oder illustren Vorstellungen von Eltern, sondern dass eine gemeingesellschaftliche Verantwortung für die Kinder existiert, die nicht für sich selber sprechen können. Sie müssen letzten Endes den Schaden aushalten und ertragen, der ihnen durch eine eventuell unterlassene Impfung zugefügt wird.

Es wird gern auch Folgendes vergessen: Bei der Tuberkulose ist es überhaupt kein Problem, wenn sich jemand der Therapie entzieht, ihn über Zwangsmaßnahmen irgendwo unterzubringen und zu therapieren. Es ist ohne weiteres möglich, dass mein Kind, das vielleicht immunschwach ist und die eine oder andere Impfung nicht über sich ergehen lassen kann, mit Kindern konfrontiert wird, die aus falschen Liberalitätsvorstellungen heraus nicht geimpft wurden. Deswegen bin ich durchaus für eine Pflichtimpfung.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön. - Jetzt bitte Frau Friedländer.

Dr. Friedländer, Nordrhein: Auch wenn heute Vatertag ist, möchte ich mich gern als Mutter melden. Herr Präsident, ich möchte dagegensprechen, weil ich es inzwischen unerträglich finde, dass man nicht mehr glaubt, dass Eltern ihre Kinder erziehen können, dass sie Fürsorge für sie walten lassen und dergleichen.

(Beifall)

Ich meine, dass der Staat nicht überall eingreifen muss. Ich bin der Meinung, dass Eltern das sehr wohl können und die Möglichkeit haben sollen und dies natürlich positiv beeinflusst werden soll.

Ich habe sehr viel Vertrauen in Eltern, und zwar unabhängig vom Bildungsstatus. Deswegen bin ich dagegen, dass man Pflichtimpfungen in irgendwelchen Gemeinschaftseinrichtungen und dergleichen fordert. Wir als Ärzte müssen die Eltern überzeugen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. - Damit kommen wir zur Abstimmung über den Antrag VII-51. Wer möchte diesem Antrag zustimmen? - Wer ist dagegen? - Das Erste war die Mehrheit. Wer enthält sich? - Der Antrag ist angenommen.

(Beifall)

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