Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Wir kommen zum
Themenkomplex GKV. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Anträgen. Wir beginnen mit
dem Antrag VII-19 von Herrn Munte:
Der Gesetzgeber wird aufgefordert, die Möglichkeit zu
schaffen, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen den örtlich zuständigen
Heilberufe-Kammern auch Informationen darüber weitergeben können, dass einzelne
Ärzte für die Erbringung bestimmter einzelner Leistungen bzw. Leistungskomplexe
nicht qualifiziert sind.
Herr Jonitz hat bereits Vorstandsüberweisung beantragt. Der
Antrag bedeutet, dass man auch auf diesem Wege versuchen will, denjenigen
Ärztinnen und Ärzten, die nicht im GKV-System Leistungen erbringen dürfen, zu
verbieten, dass sie die Leistungen bei nicht versicherungspflichtigen
Patienten, den so genannten Privatpatienten oder Selbstzahlern, erbringen. Sie
kennen ja die Kritik, dass man sagt: Bei der Kasse darf er es nicht, aber bei
Privatpatienten doch. Das steckt wohl hinter diesem Antrag.
Das ist insofern etwas bedenklich, als sich die privaten
Krankenversicherungen zunehmend wie die GKV verhalten und bei ihren
Auseinandersetzungen mit den Kammern und auch mit Ärztinnen und Ärzten immer
darauf schielen, was der Gemeinsame Bundesausschuss als zulässig ansieht, was
im GKV-System zugelassen ist. Sie richten sich danach bei Auseinandersetzungen
mit PKV-Patienten. Sie verstehen nicht, dass das eine völlig andere Dimension,
eine ganz andere Ebene ist, dass es sich hier um einen individuellen Behandlungsvertrag
handelt und nicht etwa um ein im Kollektivvertragssystem stattfindendes
Ereignis. Wir müssen hier eher der PKV beibringen, dass sie sich selbst umbringt,
wenn sie so weitermacht und sich der GKV so sehr annähert, dass die Politik zum
Schluss keinen Unterschied mehr sieht und entsprechende politische Konsequenzen
ziehen kann.
(Beifall)
Das ist der Gesamtzusammenhang.
Herr Jonitz hat Vorstandsüberweisung zu dieser komplizierten
Materie beantragt. Möchte sich jemand Ihrerseits äußern? - Bitte, Herr Rütz aus
Nordrhein.
Dr. Rütz, Nordrhein: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal finde ich es erstaunlich, dass der
Antragsteller bei einem so schwerwiegenden Antrag den Ärztetag schon verlassen
hat. Aber das ist nur eine persönliche Anmerkung. Ich möchte den Antrag auf
Nichtbefassung stellen, weil hier die GKV in unser System der freien
Ärzteschaft hineingetragen werden soll. Deswegen glaube ich, dass wir besser
beraten sind, uns mit diesem Thema nicht zu befassen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön.
Das ist ein noch weitergehender Antrag. - Gibt es eine weitere Wortmeldung,
etwa auch zur Frage der Nichtbefassung? - Bitte, Herr Pommer.
Dr. Pommer, Niedersachsen: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich möchte gegen die Nichtbefassung sprechen. Es hat sich in
Deutschland eingebürgert, dass Leute, die beispielsweise bei der Koloskopie
durch die Prüfung gefallen sind und zum Teil auch instrumentell nicht in der
Lage sind, diese Dinge zu tun, im Bereich der privatärztlichen Tätigkeit so
etwas abrechnen. München ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Wahrscheinlich hat
Herr Munte auch deshalb diesen Antrag gestellt. Ich halte nur die Begründung
für gut. Ich meine, was er im ersten Absatz schreibt, ist falsch. Deshalb
müsste man sich mit der Sache beschäftigen, vielleicht über die Berufsordnung,
damit man diesen Missstand beseitigen kann.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Pommer. Das war ein Plädoyer, die Nichtbefassung abzulehnen und
stattdessen die Vorstandsüberweisung zu befürworten. So habe ich das
verstanden.
Ich frage zunächst einmal: Wer möchte sich mit dem Antrag im
Sinne einer Abstimmung überhaupt nicht befassen? - Wer möchte sich damit
befassen? - Das ist die Mehrheit. Ich frage also: Wer möchte den Antrag an den
Vorstand überweisen? - Das ist die Mehrheit. Wer möchte das nicht? - Dann ist
der Antrag mit den Anmerkungen, die wir hier dazu gehört haben, an den
Vorstand überwiesen.
Damit kommen wir zum Antrag VII-23. Es geht um den
Erhalt der privaten Krankenversicherung. Dazu haben wir einen Brief an die Frau
Bundeskanzlerin geschrieben. Herr Dr. Munte bittet darum, der Ärztetag möge das
unterstützen. - Gibt es dazu Wortmeldungen? - Das ist nicht der Fall. Wer
ist für den Antrag? - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich? - Der Antrag ist angenommen.
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