Dr. Barabasch, Baden-Württemberg: Sehr geehrte
Damen und Herren! Außerhalb meiner Redezeit möchte ich wohl im Sinne aller hier
Anwesenden, nachdem ich nachher, wenn die Geburtstagsfeier für Herrn Professor
Hoppe beginnt, schon weg bin, unserem Präsidenten recht herzlich zum Geburtstag
gratulieren.
(Beifall)
Ich meine, dass dieser Tag eine außerordentlich gute
Gelegenheit gewesen ist, die Wünsche entgegenzunehmen.
Ich bitte, im Rahmen der Kommunikation der Resolution folgende
Aspekte zu berücksichtigen. Zum Thema "Neusprech": Gesundheitspolitik.
Kolleginnen und Kollegen, es handelt sich hier um Krankheitspolitik. Das müssen
wir uns immer klarmachen. Hier wird eine semantische Verdrehung vorgenommen,
die wir in unserem alltäglichen Sprachgebrauch einfach hinnehmen. Das ist nicht
korrekt. Es handelt sich um Krankheitspolitik. Aus ärztlicher Sicht bedeutet
Gesundheitspolitik Prävention. Hier geht es um Krankheitspolitik. Die Probleme
haben wir nur deshalb, weil es eben um Krankheitspolitik geht.
Stichwort Nutzenethik, Arroganz der Macht. Die Nutzenethik
tritt die ärztliche Ethik des Helfens brutal mit Füßen. Solange die ärztliche
Ethik des Helfens auf eigentlich recht ausbeuterische Art und Weise bisher mit
zum Teil unterwürfigem Niveau von der Nutzenethik der Krankheitspolitik mehr
oder weniger tumb und uneinsichtig konterkariert wird, wird diese nutzenethisch
denkende Krankheitspolitik nichts, aber auch gar nichts verstehen. Das haben
wir heute Morgen bei den Statements der Noch-Koalitionäre erlebt.
Die Ärzteschaft in Form der Bundesärztekammer, der
Landesärztekammern und der Bezirksärztekammern muss diese Machenschaften der
Gesundheitspolitik schonungslos, offensiv und unfrisiert in der Diktion und in
der Didaktik transportieren, und zwar nicht gegenüber den Patienten, sondern
auch gegenüber der Kollegenschaft. Es gibt noch zu wenige Kolleginnen und
Kollegen, die verstanden haben, worum es geht.
Deshalb meine dringende Bitte an das Podium, in der Didaktik
ganz eindeutig zu werden. In dieser Beziehung empfehle ich die sehr gut
vorgetragenen zehn Punkte von Herrn Montgomery.
Zum Schluss: Vorsicht bei der Wortwahl "Rationierung"! Wir
haben darum gebeten, dass die Politik die Verantwortung dafür übernimmt. Das
muss vermittelt werden. Nicht die Ärzteschaft rationiert. Die Feuerwehr zahlt
ja auch nicht das Löschwasser, mit dem sie löschen soll.
Danke.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Schönen Dank, Herr
Barabasch. - Jetzt bitte Herr Vizepräsident Crusius.
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