Dr. Albring, Niedersachsen: Lieber Herr
Präsident! Lieber Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich
zunächst als Gynäkologe entschieden gegen Äußerungen zum Kaiserschnitt verwahren,
die heute Morgen gefallen sind.
(Beifall)
Diese Inkriminierung der deutschen Gynäkologen ist unter aller
Würde und unterste Schublade.
Wir Ärzte haben folgendes Problem: Wir werden in der
Öffentlichkeit nicht mehr so wahrgenommen, wie das einmal der Fall war. Beim
nationalen Protesttag fehlten zum großen Teil die Kliniker und die Hausärzte
haben sich auf Berlin und Nürnberg aufgeteilt. Das war ein Problem für uns. Wir
werden in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen, weil wir nicht mit einer
Sprache sprechen. Jeder von uns hat eine andere Sprache, jeder schleppt ein
anderes Credo vor sich her. Das konnte man an den Schildern auf dem nationalen
Protesttag sehen.
Um eine Minute vor zwölf noch etwas erreichen zu können,
müssen wir aber alle an einem Strang ziehen. Ich fordere alle Ärzte, alle
Berufsverbände, alle Kammern und KVen auf, massiv und dauerhaft
zusammenzuarbeiten. Wir sind zum Handeln verpflichtet, weil die Patienten nicht
wissen, was auf sie zukommt. Wir müssen sie aufklären. Jede einzelne Kollegin,
jeder einzelne Kollege, ob auf dem Lande oder in der Stadt, ob in Klinik oder
Praxis muss mitmachen und die eigene Arbeit politisieren.
Ich finde den Umdruck I-2 sehr gut. Dort sind nämlich für
jeden Arzt und für den Patienten verständlich alle Punkte aufgeführt -
Zuteilungsmedizin nach Gusto des BMG, Medizin nach Kassenlage usw. -, die man
den Patienten ganz einfach beibringen kann.
Wenn wir es nicht schaffen, unsere Praxen zu politisieren,
haben wir verloren. Diese Gesundheitsreform, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ist eine Farce. Sie ist keine Reform, sie bringt keine Verbesserung der
Versorgung, sie bringt nicht mehr Geld in die Kasse. Das Gegenteil ist der
Fall. Sie dient nur dem Erhalt der Koalition. Die Gesundheit, das höchste Gut
unserer Patienten, wird auf dem Altar der Politik geopfert. Das beste
Gesundheitssystem der Welt wird sinnlos zerschlagen. Das können wir nicht
einfach so hinnehmen.
Deshalb bitte ich Sie: Politisieren Sie Ihre Praxen, sprechen
Sie mit Ihren Patienten darüber. Sie sind die Einzigen, die noch etwas ändern
können.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Schönen Dank, Herr
Kollege Albring. - Jetzt Herr Kaplan, Vizepräsident der Bayerischen
Landesärztekammer.
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