Dr. Brunngraber, Niedersachsen: Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin froh, dass ein Teil meiner Argumente
bereits von den bayerischen Kollegen vorgetragen wurde. Erstaunlicherweise hat
hier auch der Krankenkassenvertreter überregionale publizistische Maßnahmen
angesprochen. Mir als Vertragsarzt fehlen diese Maßnahmen. Wenn ich im
Fernsehen Unverschämtheiten hörte, habe ich immer gedacht, hier muss doch etwas
passieren! Es geschah aber nichts. Aber wir alle lernen ja noch.
Ich denke, dieser Begriff der Staatsmedizin ist sehr gut
herausgearbeitet worden. Wir haben es hier nur mit einer transitorischen Sphäre
zu tun. Frau Ulla Schmidt mit "Lenin inside" ist ja nur eine Sachwalterin und
wird in ein paar Jahren weg sein. Die Ärzteschaft wird in ein Säurebad der
Politik gelegt, das uns mit staatsmedizinischem Regiment als freiberufliche und
eigenverantwortliche Ärzteschaft kaputtmacht. Im Hintergrund stehen schon jetzt
die Heilsbringer bereit, die privaten Investoren. Wir werden durch Ausbluten
unserer Praxen insuffizient gemacht. Der Reformdruck wird sehr stark und als
"Retter" kommen die privaten Investoren, beispielsweise das von der Metro-Gruppe
geführte Rhön-Klinikum mit Herrn Lauterbach im Vorstand. Diese Investoren
werden unter gedeckelten Honoraren und mit Verantwortung für das
Morbiditätsrisiko überhaupt nicht investieren. Ich prophezeie Ihnen: In den
nächsten vier bis fünf Jahren wird das alles abgebaut werden, aber erst einmal
muss der Arzt ausgeblutet sein.
Ich möchte Sie auf diese Perspektive hinweisen, dass wir zwar
richtigerweise sagen, es handele sich um eine staatsdirigistische, an DDR und
Ostblock erinnernde Form der Politik, dass das aber nicht das Ziel ist, sondern
das ist für uns sozusagen ein Säurebad. Wir werden mazeriert und dann kommt das
andere dahinter. Diesen Gedanken möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages: Vielen Dank, auch für
dieses klare morphologische Bild. - Der nächste Redner ist Herr Dr. Windhorst,
Präsident der Landesärztekammer Westfalen-Lippe.
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