Dr. Süß: Frau Ministerin! Herr Präsident! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe die große Ehre, mich im Namen aller
Preisträger bei Ihnen zu bedanken. Ich tue das ausgesprochen gern. Unser Dank
richtet sich zunächst an die Institutionen, die im Herbst 2006 erstmalig den
Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus
ausgeschrieben haben: das Bundesministerium für Gesundheit, die
Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung.
Wir freuen uns, heute bei Ihnen zu sein; denn ein Preis, das
ist eine schöne Sache. Geld ermöglicht Forschung und macht vieles leichter im
Universitätsbetrieb der knappen Kassen. Dieser Preis gibt uns ein kleines
Stückchen Freiheit. Haben Sie vielen Dank dafür.
Die Juroren haben ein schwieriges Auswahlproblem salomonisch
gelöst. Auch dafür vielen Dank. Ihr Urteil verweist auf die große Bandbreite
wissenschaftlichen Engagements. Unter den Preisträgern sind Ärzte und
Historiker. Ganz unterschiedliche methodische Ansätze wurden prämiert:
Biografien, Institutionengeschichte, eine sozialhistorische Studie.
Dass es der Jury darum ging, gerade jüngere Ärzte zur
historischen Reflexion ihres Handelns anzuregen, zeigt der Sonderpreis für ein
didaktisches Projekt.
Meine Damen und Herren, Preise sind eine wichtige Sache, nicht
nur für die Preisträger; denn Preise organisieren Aufmerksamkeit, sie setzen
Akzente, sie heben hervor. Darin und nicht in der Preissumme liegt ihre
eigentliche Bedeutung.
In den prämierten Studien geht es darum, Täter beim Namen zu
nennen, den Opfern ihr Gesicht zurückzugeben und historische
Handlungsspielräume auszuloten. Lange hat man sich schwergetan mit dieser
Standortbestimmung, gerade auch auf Ärztetagen. Heute ist das anders, und das
ist gut so. Kein angenehmes Thema, mit dem wir es hier zu tun haben, aber ein
wichtiges; denn die kritische Aufarbeitung der Geschichte der Ärzteschaft in
der NS-Zeit bietet auch ein Lehrstück für die Gegenwart. Sie zeigt, wie schutzbedürftig
die demokratische Qualität der politischen Ordnung ist und wie wichtig der
kulturelle Wertbezug auf die Idee der Menschen- und Bürgerrechte bleibt.
Sie, meine Damen und Herren, haben diesen Akzent mit Ihrem
Preis gesetzt. Dafür gebührt Ihnen unser herzlich empfundener Dank.
(Beifall)
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