Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr
Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unter Tagesordnungspunkt I a
diskutieren wir über die aktuelle Gesetzgebung, unter I b versuchen wir uns
einen Kopf zu machen, was wir dem entgegensetzen können. Ich darf - haarscharf
an der Grenze des politischen Kabaretts - feststellen, dass diese Reform
eigentlich ungeheuer erfolgreich ist. Was Ulla Schmidt als hervorragende
Machtpolitikerin mit ihren Mannen, die übrigens wohl auch die Idee zu dem Preis
hatten, dessen Verleihung wir heute zum ersten Mal erlebt haben, tut, ist die
Umsetzung eines Papiers der Sozialdemokratischen Partei aus dem Jahre 1996. Da
war die SPD auf Bundesebene noch in der Opposition. Diese sogenannte Roadmap
der Politik beginnt mit einer unbefristeten Fortsetzung der Budgetierung. Das
ist Punkt I. Punkt II betrifft die Zerschlagung der Kassenärztlichen
Vereinigungen. Punkt III betrifft die Liquidierung einer fachärztlichen
Versorgung auf freiberuflicher Basis. Unter Punkt IV ist die Rede von einer
"Förderung" der hausärztlichen Versorgung. Ich habe das Papier hier. Der Autor
ist bekannt. Er arbeitet mittlerweile für die AOK in einem süddeutschen
Bundesland.
Wie das umgesetzt werden soll, ist dort genau festgelegt. Wenn
man sich anschaut, wo die Gesundheitspolitik heute steht, müsste man fast den
Hut ziehen. Die Budgetierung mit den Globalbudgets erfolgt über den
Gesundheitsfonds und die Beitragsfestsetzung durch die Politik. Das Mandat der
Kassenärztlichen Vereinigungen ist bereits massiv eingeschränkt und wird weiter
eingeschränkt. Die fachärztliche Versorgung auf freiberuflicher Basis wird ganz
allein dadurch erodiert, dass man den jungen Kolleginnen und Kollegen, die
vielleicht gern eine Praxis eröffnen wollen, jegliche finanzielle und
wirtschaftliche Perspektive nimmt, weil niemand weiß, was ihm zwei Jahre nach
Übernahme einer Praxis seitens eines Konkurrenten blühen könnte.
Zur Förderung der hausärztlichen Versorgung: Wenn wir es nicht
hinbekommen, diesen Ärztetag gut zu gestalten, auch was den Tagesordnungspunkt
zum Allgemeinmediziner und zum Facharzt für Innere Medizin angeht, laufen wir
Gefahr, dass wir gegenüber der Politik missbraucht werden, indem erklärt wird:
Die Ärztekammern nehmen uns nicht ernst. Kümmert euch um uns. Wenn die
Hausärzte einigermaßen - Entschuldigung - ausgestorben sind, kommt die Family
Health Nurse und übernimmt die Reste dieses Gesundheitswesens.
Dagegen müssen wir uns wehren. Darüber, wie wir uns sinnvoll
dagegen wehren, reden wir unter Tagesordnungspunkt I b noch einmal.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Jonitz. - Die nächste Rednerin ist Frau Haus, Ärztekammer Nordrhein.
|