Dr. Ende, Hessen: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Herr Hoppe, vielleicht sollten Sie Frau Schmidt mit
der nächsten Einladung auch das Programmheft zuschicken. Wäre das in diesem
Jahr geschehen, hätte sie auf Seite 97 lesen können, dass sich der 99. Deutsche
Ärztetag 1996 in Köln mit dem Thema "Das Wertebild der Ärzteschaft 50 Jahre
nach dem Nürnberger Ärzteprozess" schwerpunktmäßig beschäftigt hat. Dem sind
viele Diskussionen in den Landesärztekammern und mit vielen Gruppen
vorangegangen.
Damit komme ich zu dem Thema, zu dem ich mich gemeldet habe.
Wir Ärztinnen und Ärzte möchten Kranke behandeln, und dies nach allen Regeln der
Kunst. Wahltarife in großer Zahl und mit völlig unübersehbaren Folgen für die
Gesundheitslandschaft - sei es die Verschleppung von Krankheiten, seien es
sogenannte Familienrezepte und Ähnliches - führen zur Entsolidarisierung innerhalb
der gesetzlichen Krankenkassen. Sie verstärken vor allem den Wettbewerb um die
Gesunden. Ich frage mich, ob wir demnächst nur noch Gesundheitskassen haben.
Sie, Herr Präsident, haben heute eindrücklich klargemacht,
dass es bei sogenannten Gesundheitsreformen nicht um die Gesundheit geht, wie
wir Ärztinnen und Ärzte sie verstehen, um körperliches und seelisches
Wohlergehen, sondern um Gesundheit als Produkt und Ware. Ist das der mündige
Patient, den sich die Gesundheitspolitiker wünschen, der lässig an den
Schaufenstern vorbeibummelt, die Angebote der Krankenkassen und der
Leistungserbringer studiert, bevor er sich für seinen Tarif oder seine Leistung
entscheidet?
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen wir uns den Zynismus
von Gesundheitspolitikern, die uns in den Auseinandersetzungen und den
Demonstrationen gesagt haben, wir bekämen doch unsere Kunden frei Haus, nicht
länger gefallen! Nutzen wir diesen Ärztetag, um unsere Rolle als zuverlässige
Behandler und Begleiter von leidenden Menschen deutlich zu machen, von
Menschen, die zu uns kommen, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können.
Dazu gehört meines Erachtens auch, dass wir uns entschieden gegen den
Lauschangriff in ärztlichen Praxen und gegen die Einführung der E-Card in der
jetzigen Form wenden. Damit vertreten wir sowohl unsere Interessen als auch die
gemeinsamen Patienteninteressen.
Ich danke Ihnen.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Ende. - Als nächster Redner bitte noch einmal Herr Jonitz.
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