Dr. Windhorst, Vorstand der Bundesärztekammer:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema des Referats von Herrn Lilie lautete:
Zehn Jahre Transplantationsgesetz - Verbesserung der Patientenversorgung oder
Kommerzialisierung? Ich danke für die Referate, welche die juristische, die
medizinisch-ethische und die europäische Situation dargestellt haben. Ich
denke, es ist ganz wichtig, dass wir klare Informationen über die Sachlage
erhalten. Wir haben Rechtssicherheit, wir haben Chancengleichheit, wir haben
Wartelisten. Das alles ist gut. Aber die Wartelisten sind mir zu lang. Das
Elend auf der Warteliste darf nicht mit verbundenen Augen der Justitia
hingenommen werden. Das geht nicht; das sind wir den Patienten, die auf der
Warteliste stehen, schuldig.
Ich denke, wir können uns darauf einigen: keine
Kommerzialisierung, aber eine Verbesserung der Patientenversorgung. Wir dürfen
nicht tolerieren, dass es zu einem Patiententourismus kommt, dass es aufgrund
der Tatsache, dass Menschen verzweifelt auf ein Organ warten, zu einem Handel
mit Organen kommt.
Ich bitte Sie um Zustimmung, dass wir hinsichtlich der
erweiterten Widerspruchslösung einen entsprechenden Prüfauftrag an den Vorstand
der Bundesärztekammer und vor allem die Ständige Kommission
Organtransplantation geben. Es handelt sich hier um ein sehr sensibles Thema.
Wir können nicht von oben herab einfach die Widerspruchslösung, wie auch immer
sie ausgestaltet sein mag, fordern. Wir müssen eine Diskussion in Gang setzen,
um zu erfahren, was die Patienten wollen und mittragen können. Stimmen Sie
bitte dem Prüfauftrag zu, damit wir auf dem nächstjährigen Deutschen Ärztetag
in Ulm eine entsprechende Vorlage haben und dort entscheiden können.
Wir müssen registrieren, dass es bei den Organspenden keine
effiziente Zunahme gibt. Die 3,2 Prozent Steigerung von 2005 zu 2006 betrifft
allein die Lebendspende. Das ist, wie uns Herr Professor Nagel klar gesagt hat,
ein ganz heikles Kapitel.
Der Antrag der Verbindung mit der Patientenverfügung und der
Vorsorgeerklärung ist gut und intelligent. Ich bitte Sie, den Antrag II-4, zu
dem Frau Goesmann bereits gesprochen hat, an den Vorstand zu überweisen, damit
für Ulm eine Paketlösung entworfen werden kann. Geben Sie aus ärztlicher Sicht
eine klare Richtung für eine bessere Aufklärung und das Abarbeiten der
Wartelisten vor.
Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Crusius: Vielen Dank, Herr Dr.
Windhorst. - Jetzt bitte Herr Dr. Emminger von der Bayerischen
Landesärztekammer.
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