Dr. Albring, Niedersachsen: Lieber Herr
Präsident! Liebe Vizepräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als
Frauenarzt möchte ich das Thema ein bisschen abrunden und ein paar Worte zur
Kindergesundheit aus frauenärztlicher Sicht sagen, bezogen auf die
Schnittstelle - zumindest heute - der Geburt. Prävention beginnt immer schon im
Mutterleib. Dort sollte sie beginnen. In Deutschland ist das Gott sei Dank auch
der Fall. Vor 46 Jahren haben Frauenärzte das Thema der ärztlichen - ich
betone: der ärztlichen - Schwangerenvorsorge in die Hand genommen und
professionalisiert. Durch die Einführung des Mutterpasses mit der damit
genormten und geregelten Mutterschaftsvorsorge haben die Frauenärzte
Deutschlands zusammen mit den Klinikern in der klinischen Geburtshilfe und den
Intensivmedizinern und den Kinderärzten nicht nur die mütterliche, sondern auch
die kindliche Mortalität gewaltig gesenkt, von der Morbidität ganz zu
schweigen. Heruntergerechnet auf die heutige Geburtenzahl pro Jahr von
700.000 wären 1961 noch 1.400 Mütter pro Jahr gestorben. Heute sind
es Gott sei Dank "nur noch" 9. Bezogen auf die kindliche Sterblichkeit, gab es
damals 3,5 Prozent tote Kinder; heute sind es knapp 4 Promille. Damit
nimmt Deutschland heute weltweit den Spitzenplatz ein.
Schon im Mutterleib werden die Weichen gestellt. Schonende
Diagnostik, aber auch Prophylaxe, Beratung zu Ernährung, Arzneimittelgebrauch
und -missbrauch, zu Genussmitteln und zum Beruf sorgen schon im Mutterleib für die
Gesundheit des Kindes. Das frühe Erkennen von Risiken ist bei der immer älter
werdenden Erstgebärenden besonders wichtig.
Schon in der Schwangerschaft identifizieren Frauenärzte
außerdem besonders sozial und gesundheitlich gefährdete Mütter und führen sie
einer besonderen Betreuung zu. Das geschieht entweder in der Praxis des
Frauenarztes oder in besonderen Sprechstunden, die teilweise auch in der Klinik
stattfinden.
Gespräche zwischen den Pädiatern und den Gynäkologen haben
dazu geführt, dass das Thema Kindesgesundheit und Prävention schon in der
Schwangerschaft in der Frauenarztpraxis ein Thema für die werdenden Eltern
wird. Das Projekt Unfallverhütung nach der Geburt und in der frühen Kindheit
ist ebenfalls aus diesen Kontakten heraus entstanden.
Aber auch nach der Geburt sehen Frauenärzte die Mütter sehr
häufig, nämlich zu den Nachuntersuchungen, zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung,
aber auch zu Gesprächen über die Familienplanung. Hier könnten wir tätig werden
und gemeinsame Projekte der Kinder-, Haus- und Frauenärzte an die Frau bringen,
denn die Frau ist es, die sich um die Prävention in der Familie kümmert.
Deshalb empfehle ich im Interesse der Kinder: Ziehen Sie immer, wenn es um neue
Projekte geht, auch die Frauenärzte in Ihre Gespräche mit ein.
Frei nach dem alten Sprichwort "mens sana in corpore sano"
könnte man sagen: Ein Kind hat umso größere Chancen, gesund an Leib und Seele
aufzuwachsen, je gesünder die Familie - sprich: die Mutter - ist. Das ist ein
Angebot der Frauenärzte an die Kinder- und Hausärzte. Nehmen Sie es an.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Albring. - Jetzt Herr Kollege Bolay aus Westfalen-Lippe.
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