TOP III: Kindergesundheit in Deutschland

Mittwoch, 16. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Albring, Niedersachsen: Lieber Herr Präsident! Liebe Vizepräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als Frauenarzt möchte ich das Thema ein bisschen abrunden und ein paar Worte zur Kindergesundheit aus frauenärztlicher Sicht sagen, bezogen auf die Schnittstelle - zumindest heute - der Geburt. Prävention beginnt immer schon im Mutterleib. Dort sollte sie beginnen. In Deutschland ist das Gott sei Dank auch der Fall. Vor 46 Jahren haben Frauenärzte das Thema der ärztlichen - ich betone: der ärztlichen - Schwangerenvorsorge in die Hand genommen und professionalisiert. Durch die Einführung des Mutterpasses mit der damit genormten und geregelten Mutterschaftsvorsorge haben die Frauenärzte Deutschlands zusammen mit den Klinikern in der klinischen Geburtshilfe und den Intensivmedizinern und den Kinderärzten nicht nur die mütterliche, sondern auch die kindliche Mortalität gewaltig gesenkt, von der Morbidität ganz zu schweigen. Heruntergerechnet auf die heutige Geburtenzahl pro Jahr von 700.000 wären 1961 noch 1.400 Mütter pro Jahr gestorben. Heute sind es Gott sei Dank "nur noch" 9. Bezogen auf die kindliche Sterblichkeit, gab es damals 3,5 Prozent tote Kinder; heute sind es knapp 4 Promille. Damit nimmt Deutschland heute weltweit den Spitzenplatz ein.

Schon im Mutterleib werden die Weichen gestellt. Schonende Diagnostik, aber auch Prophylaxe, Beratung zu Ernährung, Arzneimittelgebrauch und -missbrauch, zu Genussmitteln und zum Beruf sorgen schon im Mutterleib für die Gesundheit des Kindes. Das frühe Erkennen von Risiken ist bei der immer älter werdenden Erstgebärenden besonders wichtig.

Schon in der Schwangerschaft identifizieren Frauenärzte außerdem besonders sozial und gesundheitlich gefährdete Mütter und führen sie einer besonderen Betreuung zu. Das geschieht entweder in der Praxis des Frauenarztes oder in besonderen Sprechstunden, die teilweise auch in der Klinik stattfinden.

Gespräche zwischen den Pädiatern und den Gynäkologen haben dazu geführt, dass das Thema Kindesgesundheit und Prävention schon in der Schwangerschaft in der Frauenarztpraxis ein Thema für die werdenden Eltern wird. Das Projekt Unfallverhütung nach der Geburt und in der frühen Kindheit ist ebenfalls aus diesen Kontakten heraus entstanden.

Aber auch nach der Geburt sehen Frauenärzte die Mütter sehr häufig, nämlich zu den Nachuntersuchungen, zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung, aber auch zu Gesprächen über die Familienplanung. Hier könnten wir tätig werden und gemeinsame Projekte der Kinder-, Haus- und Frauenärzte an die Frau bringen, denn die Frau ist es, die sich um die Prävention in der Familie kümmert. Deshalb empfehle ich im Interesse der Kinder: Ziehen Sie immer, wenn es um neue Projekte geht, auch die Frauenärzte in Ihre Gespräche mit ein.

Frei nach dem alten Sprichwort "mens sana in corpore sano" könnte man sagen: Ein Kind hat umso größere Chancen, gesund an Leib und Seele aufzuwachsen, je gesünder die Familie - sprich: die Mutter - ist. Das ist ein Angebot der Frauenärzte an die Kinder- und Hausärzte. Nehmen Sie es an.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Albring. - Jetzt Herr Kollege Bolay aus Westfalen-Lippe.

© Bundesärztekammer 2007