Dr. Voigt, Niedersachsen: Herr Präsident! Sehr
geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst bin ich der Bundesärztekammer sehr
dankbar dafür, dass es möglich ist, heute auf dem Deutschen Ärztetag das Thema
Kindergesundheit diskutieren zu können. Ich möchte Herrn Henke ganz herzlich
für sein Referat danken, das wirklich sehr professionell die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen geschildert hat, unter denen die Kinder heute ärztlich
versorgt werden müssen.
(Vereinzelt Beifall)
Ich darf es in einem Punkt ergänzen. Herr Henke, Sie haben
eine Grafik hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland gezeigt.
Sie haben dabei etwas gezeigt, was Sie gar nicht erwähnt haben: die dramatische
Veränderung unserer Geburtenrate. Im Jahre 1906 hatten wir eine sehr breite
Basis mit Millionen geborener Kinder. Mittlerweile befinden wir uns in der
Situation, dass es bald zu einer Halbierung der Geburtenrate kommt.
Nun könnte man denken: Dann kann es nicht mehr so viele kranke
Kinder geben. Wir müssen deutlich machen und nach außen tragen: Das ist nicht
der Fall, auch wenn in der KiGGS-Studie steht, dass es vielen Kindern gut geht.
Gerade in den Familien, in denen es Probleme gibt, liegt ein normales Regenerationsverhalten
vor. Wir haben eine immer größere Zahl von Kindern aus Problemfamilien zu
versorgen. Diesem Problem müssen wir uns stellen.
Ich bin niedergelassener Kinderarzt und versorge in einer
großen Gemeinschaftspraxis eine große Zahl chronisch kranker Kinder. Wir dürfen
die Diskussion nicht so führen, als hätten wir es nur mit Kindern zu tun, die
psychisch erkrankt sind, die vernachlässigt werden, gegen die Gewalt ausgeübt
wird. Wir haben es leider mit einer sehr großen Zahl von Kindern zu tun, die
chronisch erkrankt sind, die atopische Erkrankungen haben. Die chronisch
erkrankten Kinder versorgen wir in enger Abstimmung mit unseren hausärztlichen
Kollegen in der Nähe.
Ich komme jetzt noch auf einige Zahlen zu sprechen, die unsere
Vizepräsidentin vorgestellt hat, die den falschen Eindruck erwecken könnten,
Kinder würden eigentlich nur als Kleinkinder von Pädiatern versorgt. In
Niedersachsen beträgt das Verhältnis zwischen Hausärzten und Kinderärzten 10 :
1. Das heißt, wenn wir hier von gleich vielen Behandlungsfällen reden, dann
versorgen natürlich weiterhin Pädiater auch bei den älteren Kindern eine ganz
wesentliche Zahl. Es geht gar nicht darum, welche Arztgruppe die Kinder
betreut, sondern darum, dass es unterschiedliche Kompetenzen in unserem System
gibt.
(Beifall)
Diese Kompetenzen müssen wir dahin gehend nutzen, dass wir zum
Wohle der Kinder kooperieren. Wenn uns das gelingt, ist das für die Kinder gut.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Voigt. - Jetzt Herr Kollege von Zastrow. Er kommt ebenfalls aus
Niedersachsen.
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