TOP III: Kindergesundheit in Deutschland

Mittwoch, 16. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Voigt, Niedersachsen: Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst bin ich der Bundesärztekammer sehr dankbar dafür, dass es möglich ist, heute auf dem Deutschen Ärztetag das Thema Kindergesundheit diskutieren zu können. Ich möchte Herrn Henke ganz herzlich für sein Referat danken, das wirklich sehr professionell die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geschildert hat, unter denen die Kinder heute ärztlich versorgt werden müssen.

(Vereinzelt Beifall)

Ich darf es in einem Punkt ergänzen. Herr Henke, Sie haben eine Grafik hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland gezeigt. Sie haben dabei etwas gezeigt, was Sie gar nicht erwähnt haben: die dramatische Veränderung unserer Geburtenrate. Im Jahre 1906 hatten wir eine sehr breite Basis mit Millionen geborener Kinder. Mittlerweile befinden wir uns in der Situation, dass es bald zu einer Halbierung der Geburtenrate kommt.

Nun könnte man denken: Dann kann es nicht mehr so viele kranke Kinder geben. Wir müssen deutlich machen und nach außen tragen: Das ist nicht der Fall, auch wenn in der KiGGS-Studie steht, dass es vielen Kindern gut geht. Gerade in den Familien, in denen es Probleme gibt, liegt ein normales Regenerationsverhalten vor. Wir haben eine immer größere Zahl von Kindern aus Problemfamilien zu versorgen. Diesem Problem müssen wir uns stellen.

Ich bin niedergelassener Kinderarzt und versorge in einer großen Gemeinschaftspraxis eine große Zahl chronisch kranker Kinder. Wir dürfen die Diskussion nicht so führen, als hätten wir es nur mit Kindern zu tun, die psychisch erkrankt sind, die vernachlässigt werden, gegen die Gewalt ausgeübt wird. Wir haben es leider mit einer sehr großen Zahl von Kindern zu tun, die chronisch erkrankt sind, die atopische Erkrankungen haben. Die chronisch erkrankten Kinder versorgen wir in enger Abstimmung mit unseren hausärztlichen Kollegen in der Nähe.

Ich komme jetzt noch auf einige Zahlen zu sprechen, die unsere Vizepräsidentin vorgestellt hat, die den falschen Eindruck erwecken könnten, Kinder würden eigentlich nur als Kleinkinder von Pädiatern versorgt. In Niedersachsen beträgt das Verhältnis zwischen Hausärzten und Kinderärzten 10 : 1. Das heißt, wenn wir hier von gleich vielen Behandlungsfällen reden, dann versorgen natürlich weiterhin Pädiater auch bei den älteren Kindern eine ganz wesentliche Zahl. Es geht gar nicht darum, welche Arztgruppe die Kinder betreut, sondern darum, dass es unterschiedliche Kompetenzen in unserem System gibt.

(Beifall)

Diese Kompetenzen müssen wir dahin gehend nutzen, dass wir zum Wohle der Kinder kooperieren. Wenn uns das gelingt, ist das für die Kinder gut.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Voigt. - Jetzt Herr Kollege von Zastrow. Er kommt ebenfalls aus Niedersachsen.

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