Dr. Ende, Hessen: Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Kinder haben keine ausreichende Lobby -
das ist etwas Gemeinsames, was aus allen Untersuchungen hervorgeht. Wenn wir
uns in den psychosozialen Arbeitsgemeinschaften unserer Kreise und Kommunen
umschauen, sehen wir, dass auch dort das Thema der psychischen Gesundheit von
Kindern bisher kein Thema war. Wir alle, die wir in solchen Gremien tätig sind,
müssen darauf achten, dass es dort zu einem Thema wird.
In den Präventionsräten der Länder sind viele Berufsgruppen
vertreten, vorwiegend Juristen, aber kaum Ärztinnen und Ärzte. Liebe
Landesärztekammern, wir müssen zukünftig mehr darauf achten, dass wir als
Ärztinnen und Ärzte in den Landespräventionsräten vertreten sind.
Prävention muss früh ansetzen. Wer nicht selbst auf gute
Bindungsfaktoren der ersten Lebensjahre zurückgreifen kann - entweder weil es
sie nicht gab, oder weil sie später verschüttet wurden -, hat ein großes
Risiko, diese Mängel weiterzugeben, trotz des Wunsches, die Fehler der Eltern
nicht zu wiederholen. Die Weitergabe solcher Bindungsmuster führt dazu - das
passt gut zu der Geschichte von Astrid Lindgren -, dass aus geschlagenen oder
vernachlässigten Kindern schlagende und vernachlässigende Eltern werden.
Qualifizierte Unterstützungs- und Entlastungsangebote für Kinder unter drei
Jahren - dazu gibt es einen Antrag - können hilfreich sein. Für größere Kinder
sind dies Kindertagesstätten oder Ganztagsschulen. Anlaufstellen für diese
Familien sind oft die Hausärzte, der Kinderarzt und die Kinderkliniken. Nicht
wegen Misshandlungen, sondern wegen Bagatellstörungen wie Magen-Darm-Störungen
oder Infekten kommen die hilflosen Eltern. Auch die vernachlässigenden Eltern
wollen aus ihrer Sicht meist das Beste für ihre Kinder. Sie wollen gute Eltern
sein. Sie benötigen dazu unsere Unterstützung: als Zuhörer, Berater, Behandler
und Vermittler.
Deshalb möchte ich Sie bitten, alle Anträge, die auf
Anreizsysteme setzen, zu unterstützen, Bestrafungssysteme aber abzulehnen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Ende. - Jetzt bitte Herr Kollege von Knoblauch zu Hatzbach aus
Hessen.
|