Bodendieck, Sachsen: Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe bei derzeit 38
vorliegenden Anträgen keinen weiteren Antrag eingebracht. Hier ist bereits
verschiedentlich artikuliert worden, dass wir uns schon in den letzten Jahren -
natürlich unter dem Tagesordnungspunkt "Tätigkeitsbericht" - immer wieder mit dem
Problem der Kindergesundheit beschäftigt haben. Im letzten Jahr wurde unter dem
Eindruck der Masernepidemie in Teilen der Bundesrepublik die Wiedereinführung
einer Pflichtimpfung gegen Masern von diesem Plenum befürwortet.
Was ist daraufhin bisher passiert? - Nichts. Ich habe im
letzten Jahr den Antrag gestellt, dass Zuschüsse für sozial schwache Familien
durch den Staat geleistet werden sollen, beispielsweise zur Teilnahme von
Kindern an Sportgemeinschaften. Wir haben davon nichts gehört.
Der Staat sonnt sich in milliardenschweren
Steuermehreinnahmen, aber für unsere Kinder tut er nichts, außer dass er
entsprechende Behauptungen aufstellt.
Ich möchte auf folgendes Problem hinweisen, das im Vorstandsantrag
nur marginal und zu geringfügig erwähnt wird. Es geht um den Gebrauch
verbotener Substanzen. Der Gesundheits-survey sagt eindeutig: Bei
verbotenen Substanzen gibt es in sozial hochstehenden Familien eine
Prävalenz von 13,3 Prozent. Bei Alkohol und Tabak liegen wir diesbezüglich
bei 40 bis 50
Prozent.
Aus meiner Erfahrung als Hausarzt in einem Randgebiet der
Stadt Leipzig muss ich sagen, dass dieser Punkt mehr Beachtung finden müsste.
Wir tabuisieren dieses Thema nach wie vor. Viele Jugendliche, die zu mir
kommen, spreche ich daraufhin an. Sie erklären mir: Das gehört doch einfach
dazu!
Die meisten dieser Jugendlichen, die Haschisch nehmen, kommen
davon nicht mehr weg, auch wenn sie der Meinung sind, sie kämen davon weg. Wir
sollten mehr Wert darauf legen, danach zu fragen.
Wir müssen nicht nur unsere Kompetenz in diesem Bereich
stärken, sondern wir müssen dafür eintreten, dass die Lehrer in ihrer
Kompetenz, auf die Kinder einzuwirken, gestärkt werden.
Ein letzter, aber ganz wesentlicher Punkt hinsichtlich der
Kriminalität unter Jugendlichen und gegenüber anderen: die Werbung für und die
Zurverfügungstellung von Krediten. Ich erinnere nur an überteuerte
Handyrechnungen und die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, darauf
zurückzugreifen. Sie treten bereits mit einer schweren Schuld in das
Erwachsenenalter ein und können oft nicht anders, als kriminell zu werden.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Sie haben
recht. Schönen Dank. - Jetzt bitte Frau Dr. Gitter aus Bremen.
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