TOP III: Kindergesundheit in Deutschland

Mittwoch, 16. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Bodendieck, Sachsen: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe bei derzeit 38 vorliegenden Anträgen keinen weiteren Antrag eingebracht. Hier ist bereits verschiedentlich artikuliert worden, dass wir uns schon in den letzten Jahren - natürlich unter dem Tagesordnungspunkt "Tätigkeitsbericht" - immer wieder mit dem Problem der Kindergesundheit beschäftigt haben. Im letzten Jahr wurde unter dem Eindruck der Masernepidemie in Teilen der Bundesrepublik die Wiedereinführung einer Pflichtimpfung gegen Masern von diesem Plenum befürwortet.

Was ist daraufhin bisher passiert? - Nichts. Ich habe im letzten Jahr den Antrag gestellt, dass Zuschüsse für sozial schwache Familien durch den Staat geleistet werden sollen, beispielsweise zur Teilnahme von Kindern an Sportgemeinschaften. Wir haben davon nichts gehört.

Der Staat sonnt sich in milliardenschweren Steuermehreinnahmen, aber für unsere Kinder tut er nichts, außer dass er entsprechende Behauptungen aufstellt.

Ich möchte auf folgendes Problem hinweisen, das im Vorstandsantrag nur marginal und zu geringfügig erwähnt wird. Es geht um den Gebrauch verbotener Substanzen. Der Gesundheits-survey sagt eindeutig: Bei verbotenen Substanzen gibt es in sozial hochstehenden Familien eine Prävalenz von 13,3 Prozent. Bei Alkohol und Tabak liegen wir diesbezüglich bei 40 bis 50 Prozent.

Aus meiner Erfahrung als Hausarzt in einem Randgebiet der Stadt Leipzig muss ich sagen, dass dieser Punkt mehr Beachtung finden müsste. Wir tabuisieren dieses Thema nach wie vor. Viele Jugendliche, die zu mir kommen, spreche ich daraufhin an. Sie erklären mir: Das gehört doch einfach dazu!

Die meisten dieser Jugendlichen, die Haschisch nehmen, kommen davon nicht mehr weg, auch wenn sie der Meinung sind, sie kämen davon weg. Wir sollten mehr Wert darauf legen, danach zu fragen.

Wir müssen nicht nur unsere Kompetenz in diesem Bereich stärken, sondern wir müssen dafür eintreten, dass die Lehrer in ihrer Kompetenz, auf die Kinder einzuwirken, gestärkt werden.

Ein letzter, aber ganz wesentlicher Punkt hinsichtlich der Kriminalität unter Jugendlichen und gegenüber anderen: die Werbung für und die Zurverfügungstellung von Krediten. Ich erinnere nur an überteuerte Handyrechnungen und die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, darauf zurückzugreifen. Sie treten bereits mit einer schweren Schuld in das Erwachsenenalter ein und können oft nicht anders, als kriminell zu werden.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Sie haben recht. Schönen Dank. - Jetzt bitte Frau Dr. Gitter aus Bremen.

© Bundesärztekammer 2007