TOP IV: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 17. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Wagenknecht, Niedersachsen: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Ärztetag 2002 in Rostock war der erste Ärztetag, den ich besuchen durfte. Als Allgemeinarzt war ich damals sehr misstrauisch, was die Beschlüsse anging. Ich hatte ähnliche Gefühle, wie sie Frau Braun vorhin geäußert hat. Ich hatte das Gefühl: Da wird uns etwas genommen.

Ich glaube aber, dass die damaligen Beschlüsse wesentlich weitsichtiger waren, als sie uns heute im Nachhinein vorkommen. Diese Weiterbildungsordnung hat sich ja erstmalig der Verantwortung gestellt, dass die Weiterbildung auch etwas mit der Versorgung zu tun hat. Die Beschlüsse, die wir dort gefasst haben, sind versorgungsrelevant, so wie unsere Beschlüsse heute auch versorgungsrelevant sind. Die Realität verlangt einen internistisch gut ausgebildeten Hausarzt, und die Weiterbildungsordnung von Rostock hat die Rolle der Inneren Medizin in der hausärztlichen Versorgung massiv gestärkt. Diese Stärkung wird durch den Leitantrag des Vorstands der Bundesärztekammer, der Ihnen zur Abstimmung vorliegt, geschwächt, weil dieser Antrag versorgungsrelevant ist.

Die hausärztliche Weiterbildung, die Nachwuchsförderung wird - das haben bereits viele Redner vor mir gesagt - verkrüppelt. Es wird schwieriger, es wird weniger Absolventen geben. Ich glaube, insofern würden wir unserer ärztlichen Gemeinschaft einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir das heute so täten.

Ich möchte Ihnen noch folgenden Aspekt mit auf den Weg geben, der von den jungen Kolleginnen und Kollegen heute an uns herangetragen worden ist. Die Versorgungslandschaft ändert sich auch bezüglich anderer Aspekte. Es gibt heute die Möglichkeit, ambulant und auch gleichzeitig stationär ärztlich tätig zu sein, und zwar in den unterschiedlichsten Organisationsformen. Der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin hat die besten Voraussetzungen dafür, diese zukunftsweisenden Arten der Arbeit im medizinischen Versorgungsbetrieb von morgen auszufüllen. Ich glaube, diese Chance dürfen wir den Kolleginnen und Kollegen nicht nehmen. Sie möchten so arbeiten. Wir können uns das teilweise schon gar nicht mehr vorstellen. Wir sind als "Einzeltäter" in Praxen groß geworden, meinetwegen in einer Gemeinschaftspraxis. Wir hatten aber immer die strengen sektoralen Trennungen.

Manche der jüngeren Kolleginnen und Kollegen sind auf die Neuerungen, die uns das Sozialgesetzbuch bietet, gespannter als wir selbst. Die Weiterbildungsordnung bietet die Chance, hier zukunftsweisend vorzubauen. Stimmen Sie bitte dem Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer nicht zu.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Wagenknecht. - Als nächster Redner Herr Kollege Krombholz aus Bayern.

© Bundesärztekammer 2007