Wagenknecht, Niedersachsen: Sehr geehrter Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Ärztetag 2002 in Rostock war der
erste Ärztetag, den ich besuchen durfte. Als Allgemeinarzt war ich damals sehr
misstrauisch, was die Beschlüsse anging. Ich hatte ähnliche Gefühle, wie sie
Frau Braun vorhin geäußert hat. Ich hatte das Gefühl: Da wird uns etwas
genommen.
Ich glaube aber, dass die damaligen Beschlüsse wesentlich
weitsichtiger waren, als sie uns heute im Nachhinein vorkommen. Diese Weiterbildungsordnung
hat sich ja erstmalig der Verantwortung gestellt, dass die Weiterbildung auch
etwas mit der Versorgung zu tun hat. Die Beschlüsse, die wir dort gefasst haben,
sind versorgungsrelevant, so wie unsere Beschlüsse heute auch versorgungsrelevant
sind. Die Realität verlangt einen internistisch gut ausgebildeten Hausarzt, und
die Weiterbildungsordnung von Rostock hat die Rolle der Inneren Medizin in der
hausärztlichen Versorgung massiv gestärkt. Diese Stärkung wird durch den
Leitantrag des Vorstands der Bundesärztekammer, der Ihnen zur Abstimmung
vorliegt, geschwächt, weil dieser Antrag versorgungsrelevant ist.
Die hausärztliche Weiterbildung, die Nachwuchsförderung wird -
das haben bereits viele Redner vor mir gesagt - verkrüppelt. Es wird schwieriger,
es wird weniger Absolventen geben. Ich glaube, insofern würden wir unserer
ärztlichen Gemeinschaft einen schlechten Dienst erweisen, wenn wir das heute so
täten.
Ich möchte Ihnen noch folgenden Aspekt mit auf den Weg geben,
der von den jungen Kolleginnen und Kollegen heute an uns herangetragen worden
ist. Die Versorgungslandschaft ändert sich auch bezüglich anderer Aspekte. Es
gibt heute die Möglichkeit, ambulant und auch gleichzeitig stationär ärztlich
tätig zu sein, und zwar in den unterschiedlichsten Organisationsformen. Der
Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin hat die besten Voraussetzungen dafür,
diese zukunftsweisenden Arten der Arbeit im medizinischen Versorgungsbetrieb
von morgen auszufüllen. Ich glaube, diese Chance dürfen wir den Kolleginnen und
Kollegen nicht nehmen. Sie möchten so arbeiten. Wir können uns das teilweise
schon gar nicht mehr vorstellen. Wir sind als "Einzeltäter" in Praxen groß geworden,
meinetwegen in einer Gemeinschaftspraxis. Wir hatten aber immer die strengen
sektoralen Trennungen.
Manche der jüngeren Kolleginnen und Kollegen sind auf die
Neuerungen, die uns das Sozialgesetzbuch bietet, gespannter als wir selbst. Die
Weiterbildungsordnung bietet die Chance, hier zukunftsweisend vorzubauen.
Stimmen Sie bitte dem Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer nicht zu.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Wagenknecht. - Als nächster Redner Herr Kollege Krombholz aus
Bayern.
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