TOP IV: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 17. Mai 2007, Nachmittagssitzung

Dr. Johna, Hessen: Sehr geehrter Vorsitzender! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Viele meiner Vorredner haben erwähnt, wie häufig sie bereits auf einem Deutschen Ärztetag waren. Ich bin das erste Mal als Delegierte auf einem Deutschen Ärztetag.

(Beifall)

Ich bin Fachärztin für Innere Medizin als Generalistin und arbeite als Oberärztin an einem großen neurologischen Reha-Zentrum. Ich habe nicht das Gefühl, mich in irgendeiner Form in einem Karriereloch zu befinden.

(Beifall)

Es ist eine Klinik mit 14 Monitorplätzen, die die Patienten direkt von neurochirurgischen und internistischen Intensivstationen übernimmt.

Ich frage mich: Wer soll diese Aufgaben demnächst übernehmen? Glauben wir wirklich, dass der Internist und Allgemeinmediziner nach zwei Jahren Praxis in die Klinik zurückkommt und diese Stellen einnimmt? Macht es einen Sinn, ihn dafür erst zwei Jahre in die Praxis zu schicken? In der Ausgabe 19 des "Deutschen Ärzteblatts" - vorhin wurde die Ausgabe 20 zitiert - wurden insgesamt acht Fachärzte für Innere Medizin als Generalisten gesucht, davon vier als Oberärzte. Glauben diese Kliniken nur, sie bräuchten einen solchen Arzt? Glauben wir in Deutschland wirklich, wir wüssten es wieder einmal besser als das ganze europäische Ausland um uns herum?

(Beifall)

Weiter möchte ich auf das Scheinargument eingehen, das eigentliche Problem seien die Weiterbildungsstellen. Ich kann mich an den Beginn meiner Weiterbildung noch gut erinnern; so lange ist es noch nicht her. Viele jungen Kollegen beginnen ihre Ausbildung mit einer gewissen Vorstellung, aber noch nicht mit einem engen Berufsziel. Wollen wir sie vielleicht zwingen, bereits zu Beginn ihrer Ausbildung festzulegen, was sie hinterher werden wollen?

Unser Ziel muss es sein, die Weiterbildung für Allgemeinmediziner und Internisten zu verbessern und an die Politik zu appellieren, endlich die ärztliche Weiterbildung in den Kliniken auch zu vergüten und so die Kliniken zu motivieren, Weiterbildungsstellen zu schaffen.

(Beifall)

In Hessen sind derzeit fast 80 Prozent der Prüflinge für den Facharzt für Innere Medizin Frauen. Wollen Sie diesen Kolleginnen, die sich für Kinder entschieden haben und trotzdem in der Klinik als Fachärztin tätig sein wollen, sagen: Wenn Sie weiter in der Klinik bleiben wollen, dann müssen Sie sich auf ein Spezialgebiet einengen und damit Ihre Weiterbildungszeit verlängern?

Spätestens, als Ulla Schmidt für die endgültige Abschaffung des Internisten als Generalisten plädiert hat, wurde hoffentlich allen klar, dass dies der falsche Weg sein muss.

(Beifall)

Ich bitte Sie somit, den Antrag des Vorstands anzunehmen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön, Frau Kollegin Johna. - Nunmehr Herr Kollege Herrmann aus Schleswig-Holstein.

© Bundesärztekammer 2007