Prof. Dr. Kahlke, Hamburg: Herr Präsident! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Auch ich danke Herrn Bartmann für die einführenden
Erklärungen und dafür, dass er die Zweifel nicht ausgespart hat. Ich danke auch
Frau Groß, dass sie hier einige Dinge klargestellt hat.
Besonders danken möchte ich aber denjenigen Kolleginnen und
Kollegen, die sich in den letzten Monaten in unserer Gesellschaft - nicht nur
innerhalb der Ärzteschaft - so engagiert um dieses Thema gekümmert haben. Das
ist in erster Linie die IPPNW. Wenn Sie unseren Antrag lesen, sehen Sie, dass
viele unserer Forderungen von der IPPNW stammen. Es ist übrigens fast
wortgleich der Antrag, mit dem die Delegiertenversammlung der Ärztekammer
Hamburg vor ein paar Wochen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte
abgelehnt hat.
Ich muss Herrn Jonitz leider deutlich sagen: Am wenigsten
hilfreich ist der Antrag, sich mit einem so zusammenfassenden Projekt wie dem
Antrag 35 nicht zu befassen. Wir müssen über alle Bedenken nachdenken, die
gesagt und geschrieben wurden. Es ist ja erstens nicht ganz klar, was
geschieht, wenn das Projekt der elektronischen Gesundheitskarte so umgesetzt
wird. Man weiß nicht einmal, welche Details wirklich schon durchschaubar sind,
von den Kosten ganz zu schweigen.
Wir müssen überlegen: Welchen Einbruch in unser ärztliches
Handeln bedeutet dieses Projekt? Wir werden doch gewissermaßen gezwungen, uns
wegen der EDV-technischen Herausforderungen mehr mit einem Datenkörper zu
befassen als mit dem physischen Körper des Patienten, für den wir doch
eigentlich da sind.
(Vereinzelt Beifall)
Unser Instrument in der Arzt-Patient-Begegnung ist die
Sprache. Man kann sie nicht digitalisieren. Jeder Angriff auf diese Art unseres
Umgehens mit den Patienten ist ein Stück Kulturverlust ärztlichen Handelns und
Entscheidens.
So wie jetzt die Vorlage hinsichtlich der Gesundheitskarte
aussieht, ist sie für mich und, wie ich denke, für viele andere auch nicht
akzeptabel. Wenn sich tatsächlich herausstellt, dass die Situation sich ganz
anders darstellen wird, kann man darüber reden. Aber so, wie die
Gesundheitskarte im Augenblick dargestellt wird, halte ich sie für nicht
annehmbar. Deshalb bitte ich, je nach Verlauf der Diskussion den Antrag 35
anzunehmen.
Vielen Dank fürs Zuhören.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Herr Kahlke. - Der Antrag auf abstimmungsmäßige Nichtbefassung - es geht
ja nur um die abstimmungsmäßige Nichtbefassung; dass wir uns damit befassen,
können wir ja nicht mehr zurücknehmen - hinsichtlich des Antrags 35 ist
zurückgezogen. Wir werden uns also im Rahmen der Abstimmung mit diesem Antrag
beschäftigen. Er wird an der Stelle abgestimmt, an der wir uns grundsätzlich
entscheiden, welche Richtung wir einschlagen. Herr Kahlke hat ja gerade in
seinem Beitrag eigentlich auch einen ganz kleinen Schwenk in Richtung des
Antrags 65 und des Antrags 97 gemacht, wenn ich das richtig verstanden habe.
Der nächste Redner ist Herr Kollege Schäfer von der
Ärztekammer Hamburg.
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