TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik - Gesundheitspolitische Leitsätze der Ärzteschaft

Mittwoch, 21. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Dr. Joas, Bayern: Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche zu einem Entschließungsantrag, der leider noch nicht umgedruckt vorliegt. Es geht dabei um Seite 4 des "Ulmer Papiers". Auf Seite 4, Zeile 15 finde ich unsere ärztliche Tätigkeit unendlich eingeschränkt auf Diagnostik und Therapie. Der Gedanke, dass wir uns auch mit dem sozialen Umfeld und der prophylaktischen Medizin beschäftigen müssen, ist dort überhaupt nicht erwähnt. Diese Einschränkung sollten wir uns sicherlich nicht freiwillig auferlegen.

Deshalb bitte ich darum, folgende Ergänzung vorzunehmen:

Der Erfolg ärztlicher Bemühungen hängt ganz entscheidend davon ab, dass das ärztliche Handeln am sozialen Umfeld und an der Individualität der gesunden und erkrankten Menschen ausgerichtet ist. Dies betrifft sowohl die Auswahl der prophylaktischen Maßnahmen, der Diagnostik als auch der Therapie.

Die Begründung, die ich anführen möchte, ist 4 000 Jahre alt. Wir in München haben ein Poster erstellt, an dem wir uns nach wie vor orientieren können, auch wenn der letzte Punkt ziemlich schmerzhaft ist. Das chinesische Sprichwort lautet: Überragende Ärzte verhindern Krankheiten, mittelmäßige Ärzte heilen noch nicht ausgebrochene Krankheiten, unbedeutende Ärzte behandeln bestehende Erkrankungen.

Dieses Poster war für mich ausschlaggebend, in die Gesundheitspolitik einzusteigen. Ich meine, wir sollten möglichst viel dafür tun, dass wir nicht beim dritten Punkt hängen bleiben. Unsere politische Arbeit sollte darin bestehen, etwas entscheidendes Prophylaktisches zu tun. So verstehe ich mich und meine Arbeit. Ich bitte Sie um Unterstützung unseres Antrags.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Joas. Vielleicht können Sie unserem Stenografen, Herrn Rüdiger Weber, den ich hier herzlich begrüße, der heute Morgen ja schon bei der Eröffnungsveranstaltung dabei war,

(Beifall)

eine Kopie zur Verfügung stellen. Dann kann er das dem Wortbericht beifügen. Jeder, der Chinesisch beherrscht, kann es dann zu Hause nachlesen und im Zweifel auswendig lernen. Ansonsten ist der Vorschlag sehr gut. Vielen Dank.

Der nächste Redner ist Rudolf Henke.

© Bundesärztekammer 2008