Dr. Müller-Dannecker, Berlin:
Sehr verehrte Damen und Herren! Ich finde es gut, dass Herr Professor Hoppe
gesagt hat, dass es auch darum geht, das alles nach der Verabschiedung etwas
prägnanter zu machen. Als ich mich im Zug intensiv damit beschäftigt habe,
dachte ich: Meine Güte, jede Menge Prosa.
Ein Dankeschön an Sie, Herr Professor Hoppe, dass Sie sich
heute Vormittag ganz klar zur Pluralität der Träger in den Krankenhäusern und
darüber hinaus ausgesprochen haben. Danke dafür, dass Sie sich gegen die
Entwicklung gewandt haben, dass die zunehmende Privatisierung unser
Gesundheitssystem zu beherrschen beginnt. Dafür möchte ich als Vertreterin
eines großen kommunalen Krankenhauskonzerns ganz herzlich Danke sagen.
Bezüglich der Versorgungsforschung möchte ich Ihnen allerdings
widersprechen. Ich glaube, dass Versorgungsforschung in der Tat notwendig ist.
Sie ist nicht nur mit der Unterfinanzierung zu begründen, sondern es muss
meiner Meinung nach eine unabhängige Forschung geben, die industrieunabhängig
prüft, was für die Patientinnen und Patienten eine gute Versorgung bedeutet.
Das hat für mich nicht primär etwas mit Unterfinanzierungsgründen zu tun.
Ich möchte an dieser Stelle anregen, darüber nachzudenken, ob
es der Ärzteschaft nicht guttut, dass wir prüfen, was richtig und was falsch
ist, was für die Patientinnen und Patienten gut ist.
Das "Ulmer Papier" ist ein Konsenspapier. Ein Konsenspapier
drückt und mogelt sich natürlich um die Fragen, bei denen es einen Dissens
gibt, zwangsläufig herum. So finden wir hinsichtlich des Zusammenwirkens der
Gesundheitsberufe nur die Aussage, dass wir uns alle einig darüber sind, dass
die Praxismitarbeiterinnen vielleicht eine größere Rolle spielen können. Aber
das entscheidende Spannungsfeld zwischen Arzt und Pflege kommt in diesem Konsenspapier
nicht vor, weil wir diesbezüglich noch in der Diskussion sind. Hier haben wir
noch eine spannende Debatte vor uns. Ich glaube, wir müssen den Mut haben, uns
bezüglich der Zusammenarbeit klar zu positionieren und diese Zusammenarbeit zu
befördern.
Ich finde, wir haben in dem Papier einen guten Ansatz
hinsichtlich der Kinder- und Jugendgesundheit und deren Förderung. Wir müssen
aber auch den Mut haben, die Auswirkungen der Armut auf die Gesundheit
politisch zu vertreten. Es geht nicht nur darum, dass wir entdecken, dass es
derartige gesundheitliche Folgen gibt, sondern wir müssen auch politisch darauf
hinwirken, dass Armut in einem Land wie Deutschland nicht zu gesundheitlichen
Schäden führen darf. Wir müssen mit allen Mitteln politisch dafür eintreten,
dass Armut verhindert wird.
Mir als Krankenhausärztin - aber das betrifft auch die Praxis
- kommt ein Punkt viel zu kurz; ich habe dazu auch einen Antrag eingebracht. Es
wird lapidar von der Vergütung stationärer Leistungen gesprochen, mit dem
Hinweis auf die Mitverantwortung der Krankenhäuser für Aus-, Fort- und
Weiterbildung. Ich bin der Meinung, dass es ein Riesenproblem ist, dass die
Weiterbildung nicht finanziert wird. Deshalb habe ich einen Antrag gestellt,
damit dieser Punkt ergänzt wird. Wir brauchen die Finanzierung einer
strukturierten Weiterbildung, um zukünftig eine qualifizierte
Patientenversorgung zu gewährleisten.
Herzlichen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen
Dank, Frau Müller-Dannecker. - Das Wort hat nun Herr Kollege Ruebsam-Simon aus
Baden-Württemberg. |