TOP II: Situation pflegebedürftiger Menschen in Deutschland am Beispiel Demenz

Mittwoch, 21. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Dr. Junker, Westfalen-Lippe: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst muss ich meinen Dank an Frau Goesmann und an Herrn Professor Kruse aussprechen, die einem Hausarzt, der in einer 60 Jahre bestehenden hausärztlichen Praxis tätig ist, aus der Seele gesprochen haben. Das große Problem, das wir gerade im hausärztlichen Bereich haben, ist diese Rund-um-die-Uhr-Versorgung, die die Angehörigen manchmal zu Recht, manchmal aus Ignoranz und mangelnder familiärer Liebe nicht schaffen. Ich finde, es steht unserer Gesellschaft nicht gut an, wenn wir dafür aus anderen Ländern Frauen und andere Pflegepersonen holen müssen, die das – das entspricht meiner persönlichen Erfahrung – in hervorragender Art und Weise für ein Drittel des Geldes wie bei einem Pflegeheim leisten. Ich meine, das können wir auch aus eigener Kraft schaffen. Mir kann niemand erzählen, dass unter den Millionen von Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern, die mit weniger auskommen müssen, nicht genügend Personen zu finden sind, die eine ähnlich geartete Pflege im häuslichen Bereich durchführen können, wenn die finanziellen und sonstigen Bedingungen dafür stimmen.

Wir wissen aus dem hausärztlichen Bereich, dass der demente Mensch zu Hause manche Würdelosigkeit, wie sie in Pflegeheimen vorkommt, nicht erfährt. Er weiß, wo die Schalter sind, er braucht keine Hüftprotektoren, er weiß trotz seiner Demenz, wo die Toilette ist. Er braucht erst sehr viel später seine Pampers. Ich denke, hier ist die persönliche menschliche Gesellschaft, die man von keiner Institution erfährt, das Wichtigste. Dafür brauchen wir dringend Lösungen.

Ich habe versucht, das auf mehreren politischen Ebenen einzubringen. Da bekomme ich von den Politikern immer den Kommentar zu hören: Das ist nicht so einfach zu machen. Das höre ich seit Jahren. Deswegen wäre es gut, wenn wir den Antrag II-2 verabschiedeten. Ich bitte um folgende redaktionelle Änderung: In der drittletzten Zeile soll das Wort "unverzüglich" eingefügt werden, sodass es heißt:

Die Politik muss unverzüglich die Rahmenbedingungen dafür schaffen ?

Ich bitte Sie um Annahme dieses Antrags.

Danke.

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Junker. – Als nächster Redner bitte Herr von Damerau-Dambrowski.

© Bundesärztekammer 2008