TOP II: Situation pflegebedürftiger Menschen in Deutschland am Beispiel Demenz

Mittwoch, 21. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Dr. Junker, Westfalen-Lippe: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin gern für Kritik offen. Ich bin auch durchaus bereit, im fünften Absatz einen Teil des Satzes zu streichen. Ich denke, wir sind hier, um Probleme offen auszusprechen und sie offen gegenüber der Öffentlichkeit darzustellen. Aus meiner über 30-jährigen Erfahrung kann ich nur sagen: Es sind praktisch nur Polinnen, die diese Versorgung in den Familien durchführen. Sie schließen eine Lücke. Sie sind so gut, dass uns das leider keine Institution in unserem Land liefern kann. Das ist nun einmal eine Tatsache. Das können wir nicht wegreden. Außerdem sind es EU-Mitbürgerinnen. Warum sollen wir das nicht akzeptieren?

Diese Damen haben, auch wenn sie weniger qualifiziert sind, das, was uns scheinbar fehlt, nämlich Zuwendung, Emotionen. Sie bringen eine gute Versorgungsqualität, die nicht fachlich gebunden sein muss. Sie wird von mir als Hausarzt überwacht. Sie sind für diese Menschen einfach da und versorgen sie, meistens auch noch die ganze übrige Familie mit.

Ich sehe nicht ein, dass das nicht aus unserem eigenen Land heraus geschehen kann. Natürlich gibt es auch schon einmal Verständigungsprobleme.

Ich denke, es wäre sicher sinnvoller, statt Hartz IV zu bezahlen, lieber das Doppelte zu bezahlen, mit der entsprechenden finanziellen Entlastung, jemanden von der Straße zu holen und den Staat dabei zu entlasten, um den Patienten die Möglichkeit zu eröffnen, in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können.

Auch andere Probleme würden so gelöst. Sie gehen weniger emotionsbezogen mit schweren Krankheitsbildern um, sie sind weder überbesorgt noch ignorant und schieben die Leute in stationäre Behandlungen ab. Es gibt so viele Vorteile, die wir jeden Tag erleben können. Es ist eine Schande, dass wir das in unserem Land nicht auf die Reihe bekommen und dafür keine eigenen Leute finden.

Deswegen bitte ich Sie, diesen Antrag anzunehmen. Ich bin gern bereit, den fünften Absatz folgendermaßen zu ändern:

Es sollte nicht so schwer sein, unter 4 Millionen Arbeitslosen einige 10.000 zu finden, Männer wie Frauen, und damit hunderttausenden alten Menschen den Weg ins Pflegeheim ersparen zu können.

Mit dieser Änderung bin ich einverstanden.

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön. Das heißt also, dass der Hinweis auf das fehlende Qualifikationserfordernis entfällt.

(Dr. Junker, Westfalen-Lippe: Ja!)

– Gut. – Jetzt bitte Herr Kaplan.

© Bundesärztekammer 2008