Dr. de Mattia, Schleswig-Holstein: Sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich über den Vortrag, den wir soeben gehört
haben, sehr gefreut. In ihm wurden schon viele Aspekte erwähnt, mit denen wir
uns in Schleswig-Holstein intensiv auseinandergesetzt haben. Wir haben
diesbezüglich zwei Anträge eingebracht, um deren Unterstützung wir bitten.
Ich möchte noch auf zwei Aspekte hinweisen. Herr Windhorst hat
bereits auf die nur vermeintliche Kostenersparnis im Gesundheitswesen
hingewiesen. Hier ist noch zu erwähnen, dass auch die Klinikkonzerne stets
versuchen, diese Entwicklung voranzutreiben, um ihre betriebswirtschaftlichen
Ergebnisse zu verbessern. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass es
nachhaltige Kosteneinsparungen geben wird. Es wird kurzfristige
Wettbewerbsvorteile einiger Anbieter geben, aber die Konkurrenz wird sehr
schnell diese neuen Einsparmöglichkeiten übernehmen. Es ist nicht zu erwarten,
dass dadurch die Strukturen wirklich günstiger werden.
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass die hoch spezialisierten
Fachkräfte dort sehr gut bezahlt werden. Auch Erfahrungen aus hiesigen
Bereichen, beispielsweise in der Herzchirurgie, ergeben, dass
Operationsassistenten wie junge Ärzte bezahlt werden. Es ist also nicht zu
erwarten, dass es wirklich nachhaltig günstiger wird.
Der nächste Punkt ist, dass Kolleginnen und Kollegen vor Ort
von ihren Geschäftsleitungen unter Druck gesetzt werden, diesen neuen Modellen
zuzustimmen. Diese Kolleginnen und Kollegen brauchen unsere Unterstützung in
der Abgrenzung, dass sie sagen: Nein, unsere ärztliche Position erlaubt das
nicht. Anderenfalls stehen sie unter unglaublichem Druck seitens der Manager in
den Kliniken, die in erster Linie den Shareholder Value im Blick haben.
(Beifall)
Herr Windhorst hat bereits auf den traurigen
Anästhesiezwischenfall hingewiesen. Die Kollegen aus Thüringen haben sich dort
sehr engagiert. Dazu möchte ich noch anmerken, dass die Klinikkette dieses
Vorgehen mit nichtärztlichen Anästhesieassistenten entgegen den Empfehlungen
des Berufsverbandes eingeführt hat. Erst nach diesem tragischen Zwischenfall
hat man sich zurückgenommen. Man hat versucht, durch die Kraft des Faktischen
eine Versorgungsnormalität zu begründen, entgegen den Empfehlungen der
Experten. Das kann nicht in unserem Sinne sein.
(Beifall)
Schließlich möchte ich noch auf die Weiterbildung hinweisen.
Junge Kollegen müssen lernen, an Eingriffe in kleinen Schritten herangeführt zu
werden, indem sie einfache Operationsschritte unter unserer Aufsicht lernen.
Ebenso müssen sie herangeführt werden, Normalbefunde in der Diagnostik zu
erheben. Wenn wir uns Zeit nehmen sollen, andere Berufe in dieser Hinsicht zu
schulen, warum nehmen wir uns dann nicht die Zeit, unseren jungen Nachwuchs
entsprechend zu schulen, der dann auch wieder Freude am Beruf hat?
(Beifall)
In diesem Sinne bitte ich um Unterstützung der beiden Anträge
aus Schleswig-Holstein.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank,
Frau de Mattia. Ich glaube, das war Ihre Premiere als Rednerin auf einem
Deutschen Ärztetag. Sie waren etwas aufgeregt. Das finde ich besonders gut,
denn das ist ein Zeichen dafür, dass man sehr engagiert ist. Ich sage Ihnen:
Ich war 1973 zum ersten Mal auf einem Deutschen Ärztetag. Da ging es mir
genauso. Auf die Dauer geht das weg.
(Heiterkeit - Beifall)
Jetzt bitte Herr Bodendieck aus Sachsen. |