TOP III: Arztbild der Zukunft und Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen

Freitag, 23. Mai 2008, Vormittagssitzung

Veelken, Berlin: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn die australische Werbekampagne für deutsche Ärzte durch die großen Städte zieht und ihre Veranstaltungen durchführt, lautet die erste Frage: Liebe Kollegen, was meinen Sie, wie viel Zeit Sie in Australien zur DRG-Verschlüsselung brauchen? Die Veranstalter freuen sich immer, wenn sie sagen können: null Minuten. Die Ärzte sind dort dafür nämlich schlicht nicht zuständig, obwohl das DRG-System aus Australien zu uns importiert wurde. In Deutschland hingegen ist die Verschlüsselung als ärztliche Tätigkeit definiert. Jeder, der am Krankenhaus arbeitet, weiß, wie viel Zeit unsere unglücklichen Assistenten und gelegentlich auch die unglücklichen Oberärzte - so wie ich - damit zubringen, diese Verschlüsselung durchzuführen und zu kontrollieren.

Ich hoffe nicht, dass wir uns hier alle einig sind, dass wir den ärztlichen Beruf von Verwaltungstätigkeiten entlasten wollen, aber überhaupt nichts dagegen haben, wenn wir zu Hause wieder unter ökonomischem Druck stehen, dass unsere Assistenten ihre Arztbriefe selber schreiben und ihre OP-Berichte mit dem Zweifingeradlersuchsystem schreiben. Wenn die Überstunde nicht bezahlt wird, dann ist der Arzt eben billiger als eine Sekretärin, die eigentlich solche Arbeiten erledigen sollte.

(Beifall)

Wie viele von uns wissen, ist im DRG-Zeitalter die Weiterbildung in der Gefahr, in der Klinik ein sehr beklagenswertes Niveau zu erreichen, das bis jetzt weder kontrolliert noch irgendwo dokumentiert ist. Die Situation wird auch dadurch erschwert, dass ärztliche Kollegen, die Budgetverantwortung im Krankenhaus tragen, zum Teil überhaupt nichts dagegen haben, dass Physical Assistants oder chirurgisch-technische Assistenten die Arbeit von Weiterbildungsassistenten im OP übernehmen, damit die DRG-Verschlüsselung auf der Station ordentlich läuft.

Aus diesem Grunde bitte ich Sie, den Antrag 19 zu unterstützen. Ich rege dort an, dass die Landesärztekammern darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Assistenz bei chirurgischen Operationen ein integraler Bestandteil der Weiterbildung ist und dass man den Zugang zur chirurgischen Assistenz zur Voraussetzung machen sollte, eine Weiterbildungsstätte zu zertifizieren. So soll verhindert werden, dass die Assistenten als zusätzliche Verschlechterung nicht mehr in der Lage sind, die einfachen Schritte im OP zu erlernen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. - Als nächster Redner der Präsident der Schleswig-Holsteinischen Ärztekammer, Kollege Bartmann.

© Bundesärztekammer 2008