TOP III: Arztbild der Zukunft und Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen

Freitag, 23. Mai 2008, Vormittagssitzung

Dr. Müller-Dannecker, Berlin: Sehr verehrte Damen und Herren! Ich bin froh, dass wir dieses Thema behandeln, wenngleich ich der Meinung bin, dass wir viele Aspekte ausgeblendet haben. Ich glaube, dass wir uns in der Zeit, in der wir hier über ein vereintes Europa reden, viel stärker als bisher mit der Frage beschäftigen müssen: Was geschieht eigentlich anderswo? Ich rege an, dass wir zukünftig einmal Referate über die Frage hören: Was spricht für unser System? Was spricht für das angloamerikanische System? Was spricht für das französische System? Damit sollten wir uns inhaltlich auseinandersetzen.

Es ist klar, dass wir im Moment Probleme haben. Wir haben begrenzte Ressourcen, und es besteht ein Ärztemangel. Darüber hinaus bekommen die Ärzte, die wir haben, zu wenig Geld.

Das ist die Gunst der Stunde für andere Berufsgruppen, zu erklären: Wir machen jetzt die Arbeit. Wir haben sehr wohl Probleme in der Zusammenarbeit mit den Heilpraktikern. Da gibt es keine gute Kooperation. Womöglich wollen wir diese auch gar nicht. Klar ist: Sie sind für uns nur ein begrenztes Problem, weil sie außerhalb des Budgets sind. Sie werden von irgendjemandem privat bezahlt. Insofern geht es zwar der Ärzteschaft verloren, aber es gibt keinen Kampf um das Budget.

Wenn wir aber Berufsgruppen mit einem eigenen Budget einführen, wird es zu einem erheblichen Verteilungskampf kommen, wie wir ihn, ehrlich gesagt, zwischen Klinik und Praxis auch schon sehen. Dasselbe gilt für die Reha und die vielen anderen Töpfe, die gegeneinander kämpfen. Es kann bei begrenzten Ressourcen nicht die Lösung sein, einer Berufsgruppe ein eigenes Budget zu geben. Damit werden wir das Problem nicht lösen.

(Beifall)

Für mich ist klar, dass wir viel stärker die Frage nach der Qualifikation der Pflege stellen müssen. Anderenfalls geraten wir in die Defensive. Ein Kampf zwischen Medizinischen Fachangestellten und der Pflege sozusagen positiv in unsere Konzepte einzubauen, halte ich für falsch. Wir müssen stärker als bisher die Qualifikation der Pflege dort, wo Versorgungsengpässe bestehen, einsetzen, aber unter der Gesamtverantwortung der Ärzte. Es wird mir in manchen Papieren zu wenig betont, dass wir die Pflege stärker unterstützen müssen. Wir sollten keinen Kampf zwischen Medizinischen Fachangestellten und der Pflege zulassen. Wir sollten vielmehr jeder Gruppe Anforderungsprofile zuordnen.

Aus der Sicht einer Krankenhausärztin kann ich sagen: Wir führen unglaublich viele Tätigkeiten aus, die berufsfremd sind. Das gilt sowohl für die Pflege als auch für die Ärzte. Hier müssen wir zuallererst ansetzen, bevor wir beispielsweise die Anästhesie durch andere Berufsgruppen machen lassen. Hier existiert Potenzial. Dieses Potenzial müssen wir ausschöpfen.

Wir haben auch das Problem, dass wir in den Berufsgruppen zu schlecht zusammenarbeiten. Pflege und Arzt arbeiten nicht optimal zusammen. Auch da existieren Ressourcen, die wir heben müssen.

Leider ist meine Redezeit abgelaufen. Ich werde mich noch einmal zu Wort melden.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Das ist aber lieb. - Dann bitten wir jetzt Frau Buckisch-Urbanke aus Niedersachsen ans Rednerpult. Bitte schön.

© Bundesärztekammer 2008