Dr. Peters, Westfalen-Lippe:
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst von dieser
Stelle aus herzlichen Dank an Herrn Lipp. Sie haben es verstanden. Gestern
haben wir noch das "Ulmer Papier" beschlossen, haben einen Aufschlag gemacht
für eine Neupositionierung; heute sind wir eigentlich mitten im Spiel:
Telematikanwendungen. Da geht es um Umsetzung, Neuorientierung, wie wir ein
modernes Gesundheitswesen gestalten wollen. Die Anforderungen, die sich für die
Zukunft ergeben, können wir nur mit Telematik und Telematikanwendungen
bewältigen. Es geht an dieser Stelle nicht um die eGK. Die eGK ist meines
Erachtens unglücklich eingestielt. Die Diskussionen darüber werden emotional
geführt. Ich möchte hier auch nicht in die Detaildiskussion einsteigen. Ich
hätte gern ein Koreferat oder etwas Ähnliches gehört. Wir können
Grundsatzdiskussionen führen, aber das bringt uns an dieser Stelle leider nicht
weiter.
Gerade hier ist ärztlicher Sachverstand, ist ärztliches
Handeln, aber auch unternehmerisches Know-how gefragt, denn nur wir wissen, wie
es in der Praxis und in den Krankenhäusern aussieht.
Den ewigen Bedenkenträgern möchte ich von dieser Stelle aus
sagen: Bitte hören Sie doch auf, die Kolleginnen und Kollegen ständig zu
verunsichern. Das bringt uns zwar Punkte, ist aber emotional völlig
unintelligent.
(Beifall)
Entwickeln Sie doch visionäre Willenskraft. Diese brauchen
Sie. Sie brauchen Mut, Kraft und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und Dinge
umzusetzen. Wenn wir das nicht schaffen, brauchen wir uns überhaupt nicht mehr
zusammenzusetzen. Dann werden wir Papiere produzieren, aber nichts wird passieren.
Nehmen Sie Mut und Kraft zusammen, und treffen Sie
Entscheidungen, die richtungsweisend sind. In dem Positionspapier steht doch
alles, was wir wollen und fordern. Da geht es um Freiwilligkeit; das halte ich
an dieser Stelle für ganz wichtig. Wir können da nicht gegängelt werden. Es
muss aber auch Institutionen geben, die die Richtung vorgeben. Ich will nicht
den Begriff "kontrollieren" in den Mund nehmen. Es geht darum, einen Prozess
vernünftig und sachgerecht zu begleiten.
Ich bin selber Arzt in einer Testregion. Ich frage Sie: Was
spricht gegen ein Versichertenclearing? Ich kann aus meiner Praxis nur sagen:
Es ist möglich und geht just in time. Wir beklagen uns doch ständig über den
Missbrauch der Versichertenkarten. Er machte vor Jahren 3,5 Milliarden DM aus,
im letzten Jahr waren es noch 1 Milliarde Euro. Es ist doch wunderbar, wenn ich
weiß, welchen Versicherten ich vor mir habe. Es ist doch wunderbar, wenn ich
einen Notfalldatensatz habe, gleichgültig wie er heißt. Es ist sehr gut, wenn
ich Daten habe, bei denen ich sehr schnell erkennen kann, welche Allergien oder
Unverträglichkeiten der Patient hat.
Das ist ein ganz klarer Beitrag zur Steigerung der
Patientensicherheit. Dazu sind wir dem System gegenüber auch verpflichtet. Da
müssen wir uns einbringen.
Ich fasse zusammen: Nutzen Sie die Chancen, und verspielen Sie
nicht die Möglichkeiten.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr
Kollege Peters. - Der nächste Redner ist der Kollege Christian Köhne aus der
Ärztekammer Nordrhein. |