Dr. Köhne, Nordrhein:
Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst möchte ich
Herrn Brunngraber für den Kovortrag danken. Er hat sehr plastisch sehr viele
Kritikpunkte vorgetragen, die auch ich habe. Ich hätte sie nicht so gut
darstellen können, ganz abgesehen davon, dass dies in drei Minuten Redezeit gar
nicht möglich gewesen wäre.
Neben der Kritik an den aktuellen Entwürfen sehe ich auch die
Notwendigkeit, Standards im Rahmen der Verschlüsselung von Daten und des
sicheren Datenaustauschs zu entwickeln. Ich bin ebenso wie Herr Dr. Weichert
der Meinung, dass in den aktuellen Strukturen, die zwischen den
Kooperationspartnern bestehen, ganz große Lücken klaffen. Von daher müssen wir
es schaffen, in Zukunft Standards zu setzen. Dabei ist es gleichgültig, ob wir
das elektronische Gesundheitskarte nennen oder anders.
Ich habe meine Zweifel, ob ein Neuanfang bei diesem Projekt
Erfolg haben wird. Ich frage mich: Hätte der Spatz von Ulm die Chance gehabt,
sein Verfahren durchzusetzen, wenn schon ein halbes Stadttor abgebrochen
gewesen wäre? In das Projekt ist bereits sehr viel Arbeit investiert worden. Es
werden sich sicherlich einige schwertun, da zurückzugehen.
Einer meiner Hauptkritikpunkte betrifft die Struktur,
innerhalb deren die medizinischen Daten erfasst werden sollen. In dem Papier
ist an einer Stelle von gut strukturierten Informationen die Rede. Als Arzt
folgere ich daraus, dass in einem Arztbrief oben das Wichtige steht und das
Unwichtige weiter unten steht. Die Informatiker verstehen darunter aber, dass
Datenstrukturen existieren, die gut auszuwerten sind, auf der anderen Seite
aber auch beschränkt sind.
Als Mediziner frage ich mich natürlich: Was nutzt uns das? Das
sind im individuellen Arzt-Patienten-Verhältnis und bei dem individuellen
Gesundheitszustand des Patienten in der Regel nicht strukturierte
Informationen, sondern Prosainformationen, Freitexte, Arztbriefe. So etwas
würde dem Projekt weiterhelfen.
In diesem Sinne habe ich versucht, das an zwei Stellen im
Papier des Vorstands der Bundesärztekammer einzuarbeiten, dass die Daten
demnächst im Freitext vorliegen und der Empfänger die wesentlichen
Informationen, die individuell auf den Patienten zugeschnitten sind, lesen
kann.
Strukturierte Informationen haben darüber hinaus den großen
Vorteil, dass sie nicht systematisch auszuwerten sind, sodass viele berechtigte
Ängste zurückgestellt werden können. Die Schnittstellen können langfristig
konstant sein, damit man nicht alle zwei Monate ein neues Update für seine
Software braucht, was langfristig hohe Zusatzkosten bedeuten würde.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank,
Christian Köhne. - Der nächste Redner auf der Rednerliste ist Herr Professor
Winfried Kahlke, Vertreter der Ärztekammer Hamburg. |