Dr. Niemann, Hamburg:
Herr Montgomery! Meine Damen und Herren Delegierte! Zunächst finde ich es als
Novize auf diesem Ärztetag beeindruckend, wie differenziert diese Diskussion
heute geführt wird. Ich habe sehr viel gelernt. Ich möchte insbesondere Herrn
Bartmann danken, der einen Antrag vorgelegt hat, der in vielen Punkten enthält,
was wir von einer prinzipiell kritischen Seite her auch formuliert haben. Die
prinzipiell kritische Seite ist diejenige Seite, die eine altlinke Position
vertritt und ein gewisses Staatsmisstrauen hat, wenn man es auf die Zukunft hin
denkt. Es heißt in dem Papier gleich zu Anfang:
Medizinische Daten sind so zu schützen, dass auch ggf.
erfolgende Änderungen der Zugriffsrechte unwirksam bleiben.
Das hat mich schon beeindruckt, weil ich vor Kurzem die
Gelegenheit hatte, nach 20 Jahren wieder einmal an einer Demonstration gegen
einen Naziaufmarsch in Barmbek teilzunehmen. Ich habe mir dabei überlegt: Was
passiert eigentlich, wenn wir einmal völlig andere Zugriffsrechte hätten?
Die Frage, ob man eine zentrale oder dezentrale Speicherung
haben will, ist sicherlich schwierig zu entscheiden. Das hat der Kollege van
Dyk klargemacht. Wenn man sich das Datenschutzchaos in den Praxen und in den
Kliniken anschaut, wünscht man sich eine zentrale, gut verkryptete Speicherung
von sensiblen Daten.
Mir kam der Gedanke: Die Goldreserven liegen unbezwingbar und
sicher in Fort Knox. Aber was ist, wenn die Regierung beschließt, die
Goldreserven zu etwas anderem zu verwenden? Dann hat man Pech gehabt.
(Beifall)
Insofern sage ich: Eine Verkryptung muss auf jeden Fall sein,
aber was spricht eigentlich dagegen, dass man eine Art Guerilla-Datenlagerung
betreibt, die nicht so leicht zu knacken ist, weil die Daten am Patienten sind?
Leider ist meine Redezeit abgelaufen. Deshalb will ich hier
Schluss machen.
Kurz und gut: Wir müssen zusehen, dass auf keinen Fall
irgendwelche Daten auf Systemen geknackt werden können, die wir uns jetzt noch
gar nicht vorstellen mögen.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber
Detlef Niemann. - Der nächste Redner ist Kollege Mario Zöllner aus der
Ärztekammer Bayern. |