Dr. Groß M. A., Nordrhein:
Sehr geehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das war gerade eine
Steilvorlage. Frei nach Goethe möchte ich sagen: Die Geister, die ich rief,
werde ich nicht mehr los. Die Situation bezüglich der Krankenakten und den
Zugriff durch die Niedergelassenen haben wir bereits. Auch die Situation
hinsichtlich der Krankenakten, über die die Krankenkassen verfügen, haben wir
bereits. Die Situation bezüglich der kommerziellen Anbieter wie Google oder
vita-X haben wir ebenfalls.
Ich frage mich: Was tun wir, um diese Geister wieder
loszuwerden? Ich glaube nicht, dass wir sie wieder loswerden. Diejenigen, die
mich kennen, wissen, dass ich als absolute Kritikerin der elektronischen
Gesundheitskarte eingestiegen bin. Inzwischen habe ich mich eingearbeitet und
habe sehr viel am Positionspapier der Bundesärztekammer mitarbeiten dürfen. Ich
finde, es ist ein gutes Papier mit den Forderungen, die wir aufstellen. Wenn
wir dieses Papier unterstützen, können wir bestimmen, was wir mit diesen Akten
machen.
Ich bin ärztliche Psychotherapeutin. Ich werde keinem
Patienten raten, eine elektronische Patientenakte zu führen. Ich werde auch
keinem Patienten raten, eine elektronische Gesundheitsakte, wie sie
beispielsweise bei den Kassen angeboten wird, zu führen. Ich bin dagegen, eine
elektronische Akte zu führen, die nach außen geht. Deswegen bin ich für die
absolute Freiwilligkeit der Onlineanbindung. Wir Ärzte dürfen uns nicht
verpflichten lassen, mit der elektronischen Gesundheitskarte in die
Onlineanbindung zu gehen. Das müssen wir verhindern. Das muss jeder freiwillig
tun.
Aber es gibt viel zu viele Kollegen, die diese Akten bereits
nutzen. Es gibt zu viele, die sie nutzen wollen, die die Kooperation zwischen
den Krankenhäusern und den Niedergelassenen nutzen wollen. Geben wir ihnen
wenigstens eine Chance, eine annähernde Sicherung zu haben. Ich weiß auch, dass
es keine hundertprozentige Sicherung gibt.
Ich weiß, dass es zurzeit sehr starke Kritik gibt. Ich würde
keine solche Akte nutzen. Meine Schwester erzählte mir neulich, sie sei jetzt
bei einem Arzt, der alles niedergeschrieben habe, wenn sie zum nächsten Arzt
gehe, könne der alles lesen. Da habe ich ihr nur gesagt: Bist du verrückt? Ich
würde es nicht tun.
Ganz kurz zur Neukonzeption, die in dem Papier enthalten ist.
Wir fordern, dass es neben dem elektronischen Rezept weiterhin eine
Papierversion geben muss. Wir fordern eine Umstellung der Notfalldaten. Wer
meinen Artikel im "Deutschen Ärzteblatt" gelesen hat, weiß, wie ich das meine.
Ansonsten denke ich: Wir sollten weiter den elektronischen
Arztausweis nutzen, damit wir eine sichere Kommunikation von Arzt zu Arzt und
nicht über irgendeine Patientenakte im Server haben.
Danke schön.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, liebe
Frau Groß. - Der nächste Redner ist der Kollege Udo Schuss aus
Baden-Württemberg. |