Dr. Brunngraber, Niedersachsen:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zu dieser mich etwas
bedrückenden und wahrscheinlich noch näher zu bewertenden Gesamtvorgehensweise
Folgendes sagen. Wir hatten hier im Saal auf demokratische Weise mit Mehrheit
eine Entscheidung getroffen. Das war nicht eine Entscheidung, dass wir jetzt
einen Katalog abarbeiten müssen, sondern die deutsche Ärzteschaft muss sich in
dieser Frage deutlich entscheiden. Frau Groß, meine Vorrednerin, sagte
mehrfach, wir sollten uns nicht unreflektiert verhalten. Das möchte ich auch
nicht tun. Ich möchte diesen Rat auch nicht so gern auf mich beziehen.
(Beifall)
Wir haben heute im Laufe des Tages große Bemühungen
hinsichtlich der Reflektion geleistet. Wir haben uns dabei zu einer
Entscheidung durchgerungen. Ich finde die Revision, die ich hier erlebe,
eigentlich doch sehr merkwürdig.
(Beifall)
Ich möchte das niemandem vorwerfen, aber ich hätte mir etwas
mehr formalen Schutz für die Durchführung dieser Entscheidung gewünscht.
Ich will kurz auf die Sachfragen eingehen. Zunächst zur
Kryptografie. Ich erinnere Sie noch einmal daran: Die Kryptografie existiert
nicht. Sie ist im Februar 2008 vermutlich ausgeschrieben worden. Sie leben
hinsichtlich des Vorhandenseins der Kryptografie in einer Illusion. Wir sollen
hier über ein Luftgebäude entscheiden. Das können wir uns bei dem Ernst unserer
Arbeit an der Front, wo wir im Alltag stehen, um die Gesundheit unserer
Patienten, die sich auf uns verlassen müssen, die uns ja auch nicht komplett
kontrollieren können, zu erhalten und zu verbessern, nicht erlauben. Wir müssen
hier feste und klare Aussagen treffen und Antworten finden.
Deshalb möchte ich nochmals darum bitten, das Ganze nicht etwa
als Fundamentalopposition zu verunglimpfen. Wir alle hier im Raum sind die
Verteidiger zentraler ärztlicher Belange, die wir für die Bevölkerung
treuhänderisch verteidigen müssen. Das hat nichts mit Fundamentalopposition zu
tun.
(Beifall)
Das heißt, den Kern ärztlicher Arbeit gegen Ökonomisierung,
Industrialisierung und staatlichen Eingriff zu verteidigen.
Ich möchte alle auffordern, vom Freiberufler zum
Freiheitskämpfer zu werden bzw. diesen Kampf fortzusetzen.
In Antrag 12 steht an keiner Stelle, dass sich die Ärzteschaft
damit kastriert und nicht mehr in der Lage wäre, Einfluss auf die Gestaltung
einer von uns akzeptierten weiteren technologischen Entwicklung auszuüben.
(Beifall)
Sie können sich darauf verlassen: Sie können diesen Antrag
mehrheitlich so abstimmen, wie er vorgelegt wurde. Wir werden es weiterhin
machen können.
Es geht um die Automatik, dass wir uns möglicherweise auf
einem Laufband befinden, und die Politik, wo wir morgen und übermorgen sind,
wollen wir stoppen. Dann sagen wir: Wir wollen neu verhandeln. Wir setzen den
Staat unter Druck und sagen, er muss eine neue Konzeption vorlegen. Das dürfen
wir uns nicht aus der Hand drehen lassen, auch nicht wegen Papierkörben, die
gegebenenfalls überlaufen. Was in den Papierkorb gehört, das gehört eben
hinein.
Danke schön, meine liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall)
Vizepräsident Dr. Montgomery: Vielen Dank, Herr
Brunngraber. - Herr Bartmann hat als Referent ums Wort gebeten. |