TOP V: Sachstandsbericht zur (Muster-)Weiterbildungsordnung

Mittwoch, 21. Mai 2008, Nachmittagssitzung

Prof. Dr. Braun, Berlin: Sehr geehrter Herr Professor Hoppe! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zur Disziplin der Landesärztekammern sprechen, wie sie uns Herr Koch dargestellt hat. Ich meine, hier werden Ei und Henne verwechselt. Seit Münster haben wir in puncto Weiterbildung eine neue Zeitrechnung. Die Neueinführung des Facharztes für Allgemeine und Innere Medizin führt unweigerlich dazu, dass Allgemeinärzte aufgerufen sind, die Inhalte ihres Faches selbst zu bestimmen, nämlich Inhalte festzulegen, die sich an den Betreuungsanlässen unserer Patienten orientieren.

Es beruhigt mich in diesem Zusammenhang sehr, Herr Professor Hoppe, dass auch Sie in der "Ärzte Zeitung" ausführen, dass die Eisenacher Lösung des Facharztes für Allgemeinmedizin die beste war. Inzwischen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist es fünf nach zwölf. Die realisierten Facharztprüfungen in der Allgemeinmedizin sind in Größenordnungen zurückgegangen. Ein Drittel der zurzeit arbeitenden Hausärzte sind älter als 60 Jahre. Dörfer sind heute schon unversorgt, und auch in den Städten wird es zunehmend schwieriger, für Hausarztpraxen Nachfolger zu finden.

Ich möchte Sie alle auffordern, liebe Kolleginnen und Kollegen, mitzuhelfen, die Allgemeinmedizin wieder attraktiv zu machen. Nur der breit qualifizierte Hausarzt kann gut mit den ambulanten und stationären Fachärzten zusammenarbeiten und ist auch in der Lage, ökonomisch verantwortlich zu sein.

Eine wichtige strukturelle Voraussetzung hat das Ergebnis der Arbeitsgruppe um Frau Dr. Goesmann beigetragen, die im Auftrag des vorjährigen Ärztetages Empfehlungen zur Verbundweiterbildung und ihrer Finanzierung gegeben hat. In verschiedenen Ländern sind bereits positive Beispiele zu beobachten, die beispielsweise ihre Gesundheitsministerien auffordern, allgemeinmedizinische Weiterbildungsassistenten zu finanzieren.

Zudem haben sich die Zeiten auch dahin gehend geändert, dass Weiterbildungsstellen kein Flaschenhals mehr sind, vielmehr chirurgische Chefs uns fragen, wo die Assistenten unseres Faches bleiben.

Ich möchte Sie also anregen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir es in der Folge schaffen, dass allgemeinmedizinische Assistenzärzte ebenso bezahlt werden wie stationär tätige, nicht heute, aber demnächst eine einheitliche Festlegung der Inhalte allgemeinmedizinischer Weiterbildung auf den Weg zu bringen.

Sie haben völlig recht, Herr Dr. Koch: Damit erfülle ich dann auch einen Lebenstraum; ich habe mich ohne Weiteres angesprochen gefühlt. Es ist nicht für mich allein ein Lebenstraum. Ich bin inzwischen über 35 Jahre Allgemeinärztin. Ein Lebenstraum sollte es sein, in ganz Deutschland unsere Patienten so gut zu behandeln, wie es nur ein breit qualifizierter Facharzt kann.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Frau Professor Braun. Was den Eisenacher Beschluss von 1997 angeht, so halte ich ihn tatsächlich für den besten, den der Deutsche Ärztetag in dieser Frage jemals gefasst hat. Leider ist er nicht vollzogen worden, weil diejenigen, die ihn hätten vollziehen müssen, sich schließlich doch geweigert haben, das zu tun, sodass wir neue Ideen entwickeln mussten. Vielleicht kann man ja einmal nachschauen, was damals war - und dann schau'n mer mal.

Der nächste Redner ist Herr Professor Köhler aus Sachsen.

© Bundesärztekammer 2008